Priester, Museumsangestellte, Dichter, Soldaten

 

 

Drei bis fünf Zeugen aus der Region

Über die Auswahl der Zeugen seitens der sowjetischen Anklage berichtet Dr. hist. Dmitri Astaschkin, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Sankt Petersburger Instituts für Geschichte der Russischen Akademie der Wissenschaften.

Mit dem Beginn des Nürnberger Prozesses suchte die Sowjetunion nach Zeugen, die vor Gericht auftreten konnten. Vorläufige Listen wurden auf Grundlage der Dokumente der örtlichen Abteilungen der Außerordentlichen Staatskommission zusammengestellt. In die  Außerordentliche Kommission wurden Priester, Schriftsteller, Wissenschaftler und andere angesehene Persönlichkeiten berufen.

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Die vorläufigen Listen wurden schnell gekürzt. So beantragten die Leiter der Staatsanwaltschaft der Sowjetunion, NKGB, NKWD bei regionalen NKWD-Diensten ausführliche Angaben über drei bis fünf konkrete Zeugen aus den Regionen. Die Kandidaten mussten nicht nur die Fakten der Kriegsverbrechen kennen, sondern ein passendes „politisches Gesicht“ haben. Wie auch eine “allgemeine Entwicklung, die Fähigkeit, die eigene Position bei einer schikanösen Befragung vor Gericht durch erfahrene Anwälte, die die kleinste Unklarheit bei Zeugenangaben gegen uns nutzen können, zu vertreten“ haben. Die lokalen NKGB- und NKWD-Organe schickten dann positive oder negative Einschätzungen. Auf deren Grundlage wurde am 27. November 1945 die „Liste der Zeugen, die für das Zitieren zum Nürnberger Prozess gegen Kriegsverbrechen geplant sind“ erstellt. Zur Liste gehörten nur sowjetische Staatsbürger, doch vor Gericht lud die sowjetische Seite sogar polnische Staatsbürger als Zeugen ein. 

Nur wenige sowjetische Staatsbürger, die auf der Liste standen, konnten in Nürnberg selbst als Zeugen aussagen, weil die Zahl der Zeugen gekürzt werden musste. Im Februar 1946 waren im Zeugenstand das Kolchosmitglied Jakow Grigorjew, der Priester Nikolai Lomakin, der Arzt Jewgeni Kibelscha, das Akademiemitglied Joseph Orbeli. Bei den anderen Zeugen von der Liste wurden schriftliche Aussagen genommen.

 

Quelle:

Liste der Zeugen, die zu den Nürnberger Prozessen gerufen werden sollten, 27. November 1945

Staatsarchiv der Russischen Föderation. F.R-9492. Op 1a D. 468. L.93-101