„Ich war ein Lehrling und kein Lehrer Hitlers“

3. April 1946, das Verhör führte Keitels Anwalt Otto Nelte:
„Nelte: Wie war Ihr Verhalten als Soldat, Offizier und General zu den Problemen, mit denen Sie beruflich konfrontiert wurden?
Keitel: Ich kann sagen, dass ich aus Berufung und Überzeugung Soldat war. Mehr als 44 Jahre lang diente ich pausenlos meinem Land und meinem Volk als Soldat. (…) Ich tat das gleichermaßen treu unter dem Kaiser, unter Präsident Ebert, unter Feldmarschall von Hindenburg und auch unter dem Führer Adolf Hitler.
Nelte: Wie ist Ihr Verhalten jetzt?
Keitel: (…) Es ist nicht immer möglich, die Schuld und die Verwirrung in den Schicksalsfäden auseinander zu halten. Aber ich halte es nicht für möglich, dass die Menschen an der Front (…) beschuldigt werden, während die höchste Führung ihre Verantwortung leugnet.
Nelte: (…) Indem die Anklage Beweise für Verletzungen der Kriegsgesetze, für Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorlegt, verweist sie manchmal auf Briefe, Befehle usw., die Ihren Namen enthalten. (…)
Keitel: Es stimmt, dass es viele Befehle, Anweisungen, Direktiven sind, die mit meinem Namen verbunden sind, und ich muss einräumen, dass solche Befehle oft Abweichungen vom bestehenden Völkerrecht enthalten. Andererseits gibt es eine Gruppe von Direktiven und Befehlen, die sich nicht auf kriegsbedingte Überlegungen, sondern auf die ideologische Basis stützten. (…)“

5. April 1946, das Verhör führte der sowjetische Chefankläger Roman Rudenko:
„Muss man nicht etwa schlussfolgern, dass Sie mit Ihrer soliden militärischen Vorbereitung und mit Ihren großen Erfahrungen die Möglichkeit hatten, Hitler bei der Entscheidung über kriegsstrategische und andere Fragen, die die Streitkräfte betrafen, wesentlich zu beeinflussen?
Keitel: Nein. Ich muss sagen, dass Hitler in einem Umfang, der für einen Nichtexperten und nicht ausgebildeten Offizier praktisch unerreichbar war, die Berichte des Generalstabs, militärische Literatur, Essays zur Taktik, zu Einsätzen und zur Strategie erforschte, und dass er Kenntnisse in militärischen Bereichen hatte, die man einfach unglaublich nennen kann. (…) Wir hatten den Eindruck, dass nur ein Genie dazu fähig wäre.
Rudenko: Aber Sie werden hoffentlich nicht leugnen, dass Sie wegen Ihrer Vorbereitung und Ihrer Kriegserfahrungen Hitlers Berater in einigen äußerst wichtigen Fragen waren?
Keitel: Ich gehörte zu seinem nächsten militärischen Umfeld und hörte von ihm viele Dinge. Aber gestern habe ich die Frage meines Verteidigers beantwortet, dass ich ehrlich sagen muss, dass ich selbst in vielen alltäglichen Fragen, die die Organisation und Ausrüstung der Wehrmacht betrafen, ein Lehrling und kein Lehrer war. (…)
Rudenko: (…) Räumen Sie ein, dass die von Ihnen unterzeichnete Direktive zur vorläufigen Aufteilung Jugoslawiens ein Dokument von einer großen politischen und internationalen Bedeutung war, das die faktische Vernichtung Jugoslawiens als Staates vorsah?
Keitel: Ich habe nichts außer der Ausfertigung der schriftlichen Verfügung Hitlers getan und sie an die Instanzen weitergeleitet, für die sie bestimmt war. Ich konnte weder einen persönlichen noch einen politischen Einfluss auf die Lösung dieser Frage ausüben.“

German General Wilhelm Keitel during the signing of the German-French armistice in the Compiègne Forest on 22 June 1940. © AP Photo

6. April 1946, das Verhör führte der sowjetische Chefankläger Roman Rudenko:
„In diesem Befehl heißt es unter dem Punkt ‚b‘: ‚Als Preis für den Tod eines deutschen Soldaten muss in solchen Fällen normalerweise die Hinrichtung von 50 bis 100 Kommunisten dienen. Dieser Weg der Hinrichtung sollte den Abschreckungsgrad noch mehr erhöhen‘. Stimmt das?
Keitel: Der deutsche Wortlaut war etwas anders. Es hieß: ‚Im Allgemeinen kann in solchen Fällen die Hinrichtung für 50 bis 100 Kommunisten als angemessen gelten‘. Das war die deutsche Formulierung.
Rudenko: Für einen deutschen Soldaten?
Keitel: Ja. Das weiß ich und sehe es hier. (…) Ich habe diesen Befehl unterzeichnet, aber die dort angegebenen Zahlen sind persönliche Veränderungen im Befehl, ausgerechnet die persönlichen Veränderungen Hitlers.
Rudenko: Und welche Zahlen hatten Sie Hitler vorgelegt?
Keitel: Fünf bis zehn Personen. Das ist die Zahl, die ich im Original genannt hatte.
Rudenko: Also hatten Sie Kontroversen mit Hitler, die nur die Zahlen, aber nicht den Sinn betrafen? (…)
Keitel: Es gab prinzipielle Kontroversen, die aber letztendlich nicht gerechtfertigt werden können, denn ich habe diesen Befehl unterzeichnet – das verlangte mein Posten. Es gab einen prinzipiellen Unterschied hinsichtlich der Lösung dieser Frage.“

6. April 1946, das Verhör führte der stellvertretende Chefankläger Großbritanniens, David Maxwell-Fyfe:
„Die nächste Frage ist folgende: Begrüßen Sie den Befehl bzw. halten Sie ihn für richtig, dass Kommandos erschossen werden sollten?
Keitel: Ich hatte da keine Einwände, erstens wegen der Gefahr der Strafe und zweitens, weil ich ohne einen persönlichen Befehl Hitlers nichts mehr ändern konnte.
Maxwell-Fyfe: Dachten Sie, dass dieser Befehl richtig war?
Keitel: Nach meinen inneren Überzeugungen hielt ich ihn nicht für richtig, aber nach seiner Verabschiedung widersprach ich nicht mehr und trat auch nicht dagegen auf.“

3. April 1946, das Verhör führte Keitels Anwalt Otto Nelte: „Nelte: Wie war Ihr Verhalten als Soldat, Offizier und General zu den Problemen, mit denen Sie beruflich konfrontiert wurden? Keitel: Ich kann sagen, dass ich aus Berufung und Überzeugung Soldat war. Mehr als 44 Jahre lang diente ich pausenlos meinem Land und meinem Volk als Soldat. (…) Ich tat das gleichermaßen treu unter dem Kaiser, unter Präsident Ebert, unter Feldmarschall von Hindenburg und auch unter dem Führer Adolf Hitler. Nelte: Wie ist Ihr Verhalten jetzt? Keitel: (…) Es ist nicht immer möglich, die Schuld und die Verwirrung in den Schicksalsfäden auseinander zu halten. Aber ich halte es nicht für möglich, dass die Menschen an der Front (…) beschuldigt werden, während die höchste Führung ihre Verantwortung leugnet. Nelte: (…) Indem die Anklage Beweise für Verletzungen der Kriegsgesetze, für Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorlegt, verweist sie manchmal auf Briefe, Befehle usw., die Ihren Namen enthalten. (…) Keitel: Es stimmt, dass es viele Befehle, Anweisungen, Direktiven sind, die mit meinem Namen verbunden sind, und ich muss einräumen, dass solche Befehle oft Abweichungen vom bestehenden Völkerrecht enthalten. Andererseits gibt es eine Gruppe von Direktiven und Befehlen, die sich nicht auf kriegsbedingte Überlegungen, sondern auf die ideologische Basis stützten. (…)“

Адольф Гитлер, генерал-фельдмаршал Вальтер фон Браухич и генерал-фельдмаршал Вильгельм Кейтель (справа налево) обсуждает ситуацию на Балканском фронте. 23 мая 1941 г.

5. April 1946, das Verhör führte der Anwalt des Generalstabs und des Oberkommandos, Hans Laternser: „Laternser: Ist Ihnen wenigstens ein Fall bekannt, wenn Hitler mit dem Militärkommando eine politische Frage besprochen hätte? Keitel: Nein, so etwas gab es nicht. (…) Normalerweise hörten die anwesenden Frontkommandeure der allgemeinen Diskussion schweigend zu. (…) Später machten solche Befehlshaber für Hitler den Umständen entsprechend einen Sonderbericht über die Situation in ihren Zuständigkeitsgebieten. Es gab auch die Möglichkeit, die, glaube ich, schon Kesselring erwähnte, diese Fragen persönlich zu besprechen und die eigene Meinung zu erläutern. (…) Laternser: Wie war das Verhältnis Hitlers zum Generalstab der Streitkräfte? Keitel: Nicht sehr gut. Man kann sagen, er hatte Vorurteile gegen den Generalstab und dachte, dass der Generalstab hochmütig wäre.“

5. April 1946, das Verhör führte der sowjetische Chefankläger Roman Rudenko: „Muss man nicht etwa schlussfolgern, dass Sie mit Ihrer soliden militärischen Vorbereitung und mit Ihren großen Erfahrungen die Möglichkeit hatten, Hitler bei der Entscheidung über kriegsstrategische und andere Fragen, die die Streitkräfte betrafen, wesentlich zu beeinflussen? Keitel: Nein. Ich muss sagen, dass Hitler in einem Umfang, der für einen Nichtexperten und nicht ausgebildeten Offizier praktisch unerreichbar war, die Berichte des Generalstabs, militärische Literatur, Essays zur Taktik, zu Einsätzen und zur Strategie erforschte, und dass er Kenntnisse in militärischen Bereichen hatte, die man einfach unglaublich nennen kann. (…) Wir hatten den Eindruck, dass nur ein Genie dazu fähig wäre. Rudenko: Aber Sie werden hoffentlich nicht leugnen, dass Sie wegen Ihrer Vorbereitung und Ihrer Kriegserfahrungen Hitlers Berater in einigen äußerst wichtigen Fragen waren? Keitel: Ich gehörte zu seinem nächsten militärischen Umfeld und hörte von ihm viele Dinge. Aber gestern habe ich die Frage meines Verteidigers beantwortet, dass ich ehrlich sagen muss, dass ich selbst in vielen alltäglichen Fragen, die die Organisation und Ausrüstung der Wehrmacht betrafen, ein Lehrling und kein Lehrer war. (…) Rudenko: (…) Räumen Sie ein, dass die von Ihnen unterzeichnete Direktive zur vorläufigen Aufteilung Jugoslawiens ein Dokument von einer großen politischen und internationalen Bedeutung war, das die faktische Vernichtung Jugoslawiens als Staates vorsah? Keitel: Ich habe nichts außer der Ausfertigung der schriftlichen Verfügung Hitlers getan und sie an die Instanzen weitergeleitet, für die sie bestimmt war. Ich konnte weder einen persönlichen noch einen politischen Einfluss auf die Lösung dieser Frage ausüben.“

5. April 1946, das Verhör führte der sowjetische Chefankläger Roman Rudenko: „Vor allem wende ich mich an das Dokument ‚Verfügung zur Anwendung der Kriegsgerichtsbarkeit im ‚Barbarossa‘-Gebiet und zu besonderen Truppenveranstaltungen‘. Kennen Sie dieses Dokument noch? Es wurde am 13. Mai 1941 verfasst. Das war mehr als einen Monat vor dem Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion. Erinnern Sie sich daran, dass in diesem Dokument, das vor dem Kriegsbeginn verfasst wurde, darauf verwiesen wurde, dass verdächtige Elemente sofort zu einem Offizier zu bringen wären, und der letztere hätte zu entscheiden, ob sie erschossen werden müssten. Erinnern Sie sich an diese Bestimmung? Haben Sie dieses Dokument unterzeichnet? Keitel: Jawohl. Das habe ich nie bestritten. Aber ich habe die nötigen Erläuterungen gemacht, wie dieses Dokument zustande kam und wer es initiiert hatte. (…) Rudenko: Sie sind Feldmarschall. Sie dachten, dass dies ein falscher Befehl war, Sie sahen die Folgen dieses Befehls vorher. Warum haben Sie ihn dann unterzeichnet? Keitel: Ich kann Ihnen nicht mehr sagen als das, dass ich diesen Befehl unterzeichnet und dadurch einen gewissen Teil der Verantwortung übernommen habe. (…) Rudenko: (…) Mit dieser Verfügung wurde de facto die Straflosigkeit für deutsche Soldaten und Offiziere für Willkür und Gesetzlosigkeit ausgerufen, nicht wahr? Keitel: In gewissen Grenzen, in gewissen Grenzen! Die Grenzen wurden durch mündliche Befehle strikt festgesetzt, die für Generäle bestimmt waren und die strengste Disziplin verlangten. Rudenko: Angeklagter Keitel, ich denke, dass Sie diese ‚gewissen Grenzen‘ schon anhand der hier, vor Gericht, präsentierten Dokumente und Filmdokumente gesehen haben. (…) Am 12. Mai 1941 wurde die Frage bezüglich des Umgangs mit gefangenen russischen politischen und militärischen Mitarbeitern entschieden. Erinnern Sie sich an dieses Dokument? (…) Keitel: (…) Jetzt erinnere ich mich daran. (…) Soweit ich weiß, wurde die Regel dann dem höchsten Militärkommando mitgeteilt – als vom Führer gebilligt oder als besprochen, oder als vom Führer und dem Befehlshaber unmittelbar abgesprochen. (…) Rudenko: Also leugnen Sie nicht, dass noch im Mai, also mehr als einen Monat vor dem Krieg, das Dokument über die Vernichtung von russischen politischen und militärischen Mitarbeitern entworfen wurde? Leugnen Sie das nicht? Keitel: Nein, ich leugne das nicht.“

6. April 1946, das Verhör führte der sowjetische Chefankläger Roman Rudenko: „In diesem Befehl heißt es unter dem Punkt ‚b‘: ‚Als Preis für den Tod eines deutschen Soldaten muss in solchen Fällen normalerweise die Hinrichtung von 50 bis 100 Kommunisten dienen. Dieser Weg der Hinrichtung sollte den Abschreckungsgrad noch mehr erhöhen‘. Stimmt das? Keitel: Der deutsche Wortlaut war etwas anders. Es hieß: ‚Im Allgemeinen kann in solchen Fällen die Hinrichtung für 50 bis 100 Kommunisten als angemessen gelten‘. Das war die deutsche Formulierung. Rudenko: Für einen deutschen Soldaten? Keitel: Ja. Das weiß ich und sehe es hier. (…) Ich habe diesen Befehl unterzeichnet, aber die dort angegebenen Zahlen sind persönliche Veränderungen im Befehl, ausgerechnet die persönlichen Veränderungen Hitlers. Rudenko: Und welche Zahlen hatten Sie Hitler vorgelegt? Keitel: Fünf bis zehn Personen. Das ist die Zahl, die ich im Original genannt hatte. Rudenko: Also hatten Sie Kontroversen mit Hitler, die nur die Zahlen, aber nicht den Sinn betrafen? (…) Keitel: Es gab prinzipielle Kontroversen, die aber letztendlich nicht gerechtfertigt werden können, denn ich habe diesen Befehl unterzeichnet – das verlangte mein Posten. Es gab einen prinzipiellen Unterschied hinsichtlich der Lösung dieser Frage.“

6. April 1946, das Verhör führte der stellvertretende Chefankläger Großbritanniens, David Maxwell-Fyfe: „Die nächste Frage ist folgende: Begrüßen Sie den Befehl bzw. halten Sie ihn für richtig, dass Kommandos erschossen werden sollten? Keitel: Ich hatte da keine Einwände, erstens wegen der Gefahr der Strafe und zweitens, weil ich ohne einen persönlichen Befehl Hitlers nichts mehr ändern konnte. Maxwell-Fyfe: Dachten Sie, dass dieser Befehl richtig war? Keitel: Nach meinen inneren Überzeugungen hielt ich ihn nicht für richtig, aber nach seiner Verabschiedung widersprach ich nicht mehr und trat auch nicht dagegen auf.“

Keitel gibt zu, vorsätzlich Kriegsverbrechen begangen zu haben

Vom 3. bis 6. April 1946 verhörte das Tribunal den Stabschef des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel. Der oberste Militär des Dritten Reiches versuchte nicht, der Verantwortung für die völkerrechtlichen Verbrechen zu entgehen, betonte aber, die Befehle Adolf Hitlers erfüllt zu haben, ohne die Möglichkeit gehabt zu haben, zurückzutreten. Die Vorwürfe, Kriegsverbrechen begangen zu

Quelle:

Stenogramm des Nürnberger Prozesses. Band IX/Übersetzung aus dem Englischen und Zusammensetzung – Sergej Miroschnitschenko

„Ich war ein Lehrling und kein Lehrer Hitlers“

„Ohne Dolmetscher keine Nürnberger Prozesse“

„Moskau soll nicht angegriffen, sondern eingekesselt“

Kampfansage aus Fulton

„Blockade Leningrads war vorsätzlicher Völkermord“

Überraschungszeuge Friedrich Paulus

“Den Rauch über Auschwitz werde ich nie vergessen”

„Ich war ein Lehrling und kein Lehrer Hitlers“

Lída Baarová

Leni Riefenstahl

Gabrielle ‚Coco‘ Chanel

König Eduard VIII. und Wallis Simpson

Hugo Boss

Dmitri Mereschkowski und Sinaida Gippius

Michail Prischwin

Edith Piaf

Charles Aznavour

Olga Tschechowa

Marlene Dietrich

Erich Maria Remarque

Marcel Marceau

Evelyn Waugh

Jean Gabin

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Billy Wilder

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