Am 15. Oktober 1946, wenige Stunden vor der Hinrichtung, beging der Nazi Nummer zwei und Gestapo-Gründer Hermann Göring Selbstmord. Im Nürnberger Gefängnis hatte er eine Zyankalikapsel in einer Gelbkupfer-Patrone versteckt. Anfangs standen Görings Anwalt, seine Frau und sein Friseur wegen Übergabe des Gifts unter Verdacht. Die Ermittler der Alliierten kamen aber zum Schluss, dass Göring diese Patrone noch vor seiner Festnahme bei sich hatte.

Göring ließ einen Abschiedsbrief zurück:

Nürnberg, 11. Oktober 1946

AN DEN KOMMANDANTEN

Ich hatte die Giftampullen immer bei mir seit meiner Verhaftung. Seit der Einlieferung in Mondorf hatte ich drei Ampullen mit. Die erste Kapsel ließ ich in der Kleidung, damit sie bei der Durchsuchung gefunden wird. Die zweite Kapsel ließ ich unter dem Ständer, als ich mich auszog und nahm sie beim Anziehen wieder mit. Ich machte das in Mondorf, auch hier in der Zelle, so gut, dass sie trotz öfter und genauer Durchsuchungen nicht gefunden wurde. Während der Gerichtssitzungen versteckte ich sie in meinen Stiefeln. Die dritte Ampulle ist immer noch in meinem Koffer, versteckt in einer runden Hautcremedose… Man darf nicht jene verantwortlich machen, die mich durchsuchten, weil es fast unmöglich war, die Ampulle zu finden. So war es.

Hermann Göring

PS: Doktor Gilbert (Anm.d.Red. - Gefängnispsychologe) teilte mir mit, dass das Kontrollkollegium verweigert hat, mich durch Erschießen hinzurichten.

 

Quelle: Genrich Grotow. Reichsmarschall Göring. – M.: Wetsche, 2005.