Am 11. Oktober 1946 wird Tage Erlander Premierminister Schwedens. Er übernahm diesen Posten nach dem Tod von Per Albin Hansson, Verfechter der schwedischen Neutralität und Chef der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei.

Hansson war zwei Amtszeiten lang - von 1932 bis 1946 - schwedischer Premierminister. Parallel zum „neuen Kurs“ des US-Präsidenten Franklin Roosevelt setzte er eine Reihe sozialwirtschaftlichen Reformen um, die es den Schweden ermöglichten, die Wirtschaft nach der Großen Depression wiederherzustellen. 1940 weigerte er sich, ein Verteidigungsbündnis mit Finnland gegen die Sowjetunion zu schmieden. Dank Eisenerz-Lieferungen nach Deutschland bis 1943 verhinderte Hansson die Besatzung seines Landes. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Schweden und Nazi-Deutschland wurden erst kurz vor der Kapitulation am 7. Mai 1945 abgebrochen. Hansson starb am 6. Oktober 1946 an einer Straßenbahnhaltestelle an einem Herzinfarkt, als er auf dem Weg zur Arbeit war.

Tage Erlander hatte das Ministerpräsidentenamt 23 Jahre lang bekleidet, was ein Rekord für demokratische Länder darstellt. In seiner Regierungszeit erlebte Schweden einige Sozialreformen: Grundrente, Kinder- und Krankengelder wurden eingeführt, Gesetze über medizinische Versicherung und Sozialhilfe verabschiedet. In der Wirtschaft griffen die Sozialisten mehrmals zur Verstaatlichung, in Schweden breitete sich allmählich Wohlstand aus. In der internationalen Politik bemühte sich Schweden weiterhin, politisch neutral zu bleiben und nicht der Nato beizutreten.

Allerdings gab Schweden einen Teil seiner Neutralität nach dem Rücktritt Erlanders schrittweise auf. Und Ende des 20. Jahrhunderts beteiligte sich Schweden bereits an Militäroperationen der Nato. 1995 wurde ein schwedisches Bataillon der Friedenstruppen unter Nato-Leitung nach Bosnien und Herzegowina entsendet. 1999 schickte Schweden Soldaten nach Kosovo.

 

Quelle: Ruin, Olof. Tage Erlander: serving the welfare state, 1946–1969 (University of Pittsburgh Press, 1989).