Am 4. Oktober 1946, kurz vor dem jüdischen Feiertag Jom Kippur und einen Monat vor den Zwischenwahlen in den USA, teilte US-Präsident Harry Truman dem britischen Premier Clement Attlee mit, dass er die unverzügliche Immigration von mehr als 100.000 jüdischen Flüchtlingen nach Palästina unterstützt. Truman erklärte seine Position damit, dass eine Konferenz der Araber und Juden unter Vermittlung Großbritanniens auf Dezember verschoben worden ist, und die Immigration nach Palästina nicht um mehrere Monate hinausgeschoben werden kann.

Attlee war erzürnt über das überraschende öffentliche Statement Trumans und prognostizierte, dass dies zu einer Verschärfung der Gewalt in der Region führen und die Anführer der arabischen Länder beleidigen wird, weil sie sich übergangen fühlen. Die Opponenten Trumans in Washington nannten seine Erklärung einen plumpen Versuch, sich den jüdischen Wählern in den USA anzubiedern.

Allerdings konnten die in Europa ohne Dach und Geld gebliebenen Juden tatsächlich nicht mehr warten. In Rumänien und Polen waren die Lebensbedingungen für die jüdische Bevölkerung wegen lokaler Antisemiten absolut unerträglich. Pogrome und Verfolgungen waren in diesen Ländern eine weit verbreitete Erscheinung. Für viele Juden in diesen Ländern bedeutete Trumans Vorstoß die Rettung.

Die Erklärung Trumans beeinflusste maßgeblich die Situation im Nahen Osten, und beschleunigte letztendlich die Schaffung des Staates Israel.

 

Quelle: Best, Anthony. International History of the Twentieth Century, Routledge, 2003.