Am 23. September 1946 wurde in der so genannten Autonomen Republik Cochinchine (heute ein Teil Vietnams), die de facto ein Marionettenstaat unter französischer Kontrolle war, der Befehl zur Festnahme aller Einwohner veröffentlicht, die etwaige Fehler bzw. Defekte im Personalausweis hatten. Bei einem gemeinsamen Einsatz der Polizei von Cochinchine und der französischen Truppen wurden binnen von wenigen Tagen mehr als 50 000 Vietnamesen gefasst, die später zu Sklavenarbeit auf Kautschukplantagen gezwungen wurden.
Noch am 24. März 1946 waren bei den Verhandlungen in der Halong-Bucht über die Bedingungen des Übergangs Vietnams zur Unabhängigkeit und der Anerkennung der Demokratischen Republik Vietnam die Kontroversen zwischen dem Oberhaupt der Demokratischen Republik, Hồ Chí Minh, und dem Oberkommissar der französischen Kolonien in Indochina, George Thierry d’Argenlieu, offensichtlich geworden. Auch die Verhandlungen am 17. April in Da Lat blieben erfolglos: d’Argenlieu weigerte sich, die Souveränität des neuen Staates anzuerkennen. Hồ Chí Minh bestand auf einer Verlegung der Gespräche nach Paris, wo er mit der Unterstützung der französischen Kommunisten rechnete. Am 26. April reiste eine Delegation mit Phạm Văn Đồng an der Spitze nach Paris, und Ende Mai wurde auch Hồ Chí Minh eingeladen. Aber am 1. Juni, als die Maschine mit dem vietnamesischen Oberhaupt an Bord in Kairo zwischenlandete, erklärte d’Argenlieu, dass die Vereinbarungen zwischen den Vietnamesen und der französischen Verwaltung für das Territorium Südvietnams nicht gelten würden, wo ab sofort die Autonome Republik Cochinchine bestünde. Im Grunde hatte die Gründung dieser „Republik“ das Ziel, Hồ Chí Minh zu widerstehen. Auf diesem Territorium beuteten die Franzosen sowohl die Naturressourcen als auch die dortigen Einwohner gnadenlos aus.
Ihre Willkür, Gier und Grausamkeit hatten den langen und blutigen Indochina-Krieg zur Folge, den Frankreich am Ende blamabel verloren hat.
Quelle: Jewgeni Kobelew. Hồ Chí Minh. – M.: Molodaja Gwardija, 1979.