Am 20. September 1946 feierte das erste Filmfestival von Cannes seinen Auftakt.

Die Idee für die Ausrichtung eines großen internationalen Stelldicheins der Filmbranche entstand in Frankreich noch vor Kriegsbeginn, denn viele meinten, dass die französische Filmkunst auf Filmfestspielen wie in Venedig nicht ausreichend vertreten ist. Zudem wurde das Ansehen der Filmfestspiele von Venedig durch ein Skandal 1938 erschüttert, als sich in die Beschlüsse der Jury die faschistischen Behörden Italiens und Deutschlands offen einmischten. Damals verließen die britische und amerikanische Delegationen aus Protest die Filmfestspiele in der Lagunenstadt. Die Notwendigkeit einer Alternative in Europa lag auf der Hand.

Die ersten Filmfestspiele von Cannes sollten auf Initiative des französischen Bildungsministers Jean Zay stattfinden, zum Jury-Vorsitzenden wurde der Erfinder des Kino Louis Lumiere ernannt. Doch der geplante Auftakt des Filmfestivals im September 1939 wurde durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs durchkreuzt. Erst 1946 wurde die Idee wieder ins Spiel gebracht. Offizielle Einladungen wurden via diplomatische Kanäle an die Regierungen der meisten UN-Mitgliedstaaten verschickt. Einige Delegationen kamen nach Cannes ohne Filme, zum Beispiel aus Argentinien und Norwegen.

Mit dem „Grand Prix“ wurden gleich elf Filme ausgezeichnet, darunter der US-Film „Das verlorene Wochenende“ von Billy Wilder und der sowjetische Film „Die große Wende“ von Friedrich Ermler (die meisten Preise gingen übrigens an Filme aus der Sowjetunion). Erst ein Jahr später wurde die Kategorie „Beste Regie“ ins Leben gerufen. Die Goldene Palme wird erst seit 1955 verliehen.

 

Quelle: Nadeschda Ionina. 100 große Preise. – M.: Wetsche, 2000