Am 24. August 1946 wurde auf Initiative des Chefs des Filmstudios 20th Century Fox, Ben Lyon, ein Vertrag mit der 20-jährigen Schauspielerin und Model Norma Jeane Dougherty abgeschlossen. Filmproduzent Darryl F. Zanuck sah in der jungen Frau zwar keinen Star, gab ihr dennoch einen Vertrag, damit die hübsche Schauspielerin nicht zum Konkurrenten RKO Pictures geht. Zusammen mit Ben Lyon wählte Norma Dougherty einen Künstlernamen – den Vornamen nahm sie bei Broadway-Star Marilyn Miller, Monroe war der Mädchenname ihrer Mutter.

Allerdings begann mit der Unterzeichnung des Vertrags nicht sofort die große Karriere der Schauspielerin. Sie ließ sich von ihrem Mann James Dougherty scheiden, der kategorisch gegen eine Filmkarriere seiner Frau war. In den ersten Monaten bekam sie keine einzige Rolle. Der erste wirkliche Erfolg kam erst in den 1950er-Jahren, nach einem Weiterbildungskurs bei Michael Tschechow, Neffe des Schriftstellers Anton Tschechow, der ein großer Schauspieler und Pädagoge war und hervorragende Hollywood-Schauspieler wie Ingrid Bergman, Anthony Quinn, Gregory Peck, Clint Eastwood, Yul Brynner unterrichtete. Tschechow sah in Marilyn etwas, was Produzenten nicht sehen konnten – „Sie ist eine unglaublich empfindsame Schauspielerin. Ich verurteilte die Verschwendung ihres Talents für unbedeutende Rollen, ihre großen Möglichkeiten werden sich in größeren und tieferen Filmrollen zum Ausdruck kommen. Sie hat ein einzigartiges Schauspieltalent, kann es aber nicht beherrschen, lenken. Mein Ziel war es, ihre Macht über sie wiederherzustellen“.

Monroe selbst schrieb über Tschechow: „Ich bin dem Schicksal für die Begegnung mit diesem Menschen grenzenlos dankbar. Ich habe keinen begabteren Schauspieler getroffen. Mischa konnte meines Erachtens alles Mögliche spielen – von Hamlet bis zum Hocker, von Lear bis zum Marktschreier. Und noch besser konnte er unterrichten. Mein Gott, das war ein wahrer Genuss, mit Tschechow zu reden! Wir lasen sehr ernsthafte Bühnenstücke, analysierten das Bild der Rollen, ihre Bedeutung, und wie man eine gewisse Rolle bzw. Stück spielen kann. Ich sah ihn und wusste, dass die wahre Kunst des Schauspielers himmlisch ist, eine und dieselbe Phrase kann mit Dutzenden Wegen gespielt werden, eine und dieselbe Szene kann verschiedene Deutungen bekommen... Als Mischa Tschechow 1955 starb, war es ein wahrer Schlag für mich. So einen Freund und Mentor zu verlieren, bedeutete für mich viel mehr, als einfach Lehrer für die darstellende Kunst zu verlieren. Er war wie der zweite Vater für mich, obwohl ich meinen ersten Vater nicht kannte“.

 

Quelle: Spoto, Donald. Marilyn Monroe: the biography. — Eagle Large Print, USA, 1993.