Am 10. August 1946 begann in einer Winter-Tennishalle in Moskau eine finnische Industriemesse. Im Vorfeld war eine finnische Delegation mit dem Handels- und Industrieminister Uuno Takki an der Spitze in der sowjetischen Hauptstadt eingetroffen. Auf 123 Ständen wurden in Finnland hergestellte Produkte präsentiert.
Während der Vorbereitungen auf die Messe wurde praktisch die Frage nach der Bildung einer Finnisch-Sowjetischen (später Finnisch-Russischen) Handelskammer entschieden. Die Initiative gehörte finnischen Industriellen sowie der Handels- und Industriekommission der Finnland-Sowjetunion-Gesellschaft.
Die Sowjetunion und Finnland hatten eine sehr dramatische Geschichte in den gegenseitigen Beziehungen. 1946 überließ Finnland den Sowjets etwa ein Fünftel seiner Industriekapazität, elf Prozent der Landwirtschaftsflächen und zwölf Prozent der Bevölkerung. Für seine Souveränität musste es Moskau für die Besatzung in den Kriegsjahren entschädigen, die Territorialansprüche auf Karelien aufgeben und das Gebiet Petsamo (Petschenga) überlassen. 1948 unterzeichnete Helsinki den bilateralen Vertrag über Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe, in dem es sich verpflichtete, Neutralität zu bewahren und die speziellen strategischen Interessen der UdSSR zu akzeptieren. Dafür durfte Finnland die kapitalistische Staatsordnung, die Marktwirtschaft und eine gewisse Meinungsfreiheit behalten. Es entstand sogar ein spezieller Begriff: „Finnlandisierung“, was bedeutete: Unterordnung der Politik des riesigen Nachbarlandes bei nominaler Bewahrung der Souveränität. Allerdings bekam Finnland weder von der Sowjetunion noch von den kapitalistischen Ländern Zugang zu Technologien, die zu militärischen Zwecken eingesetzt werden könnten.
Dennoch gab es auch etliche positive Aspekte für die Finnen: Sie bekamen beispielsweise von der Sowjetunion viele Aufträge im Schiffbau, durften ihre Industriewaren an die UdSSR verkaufen, was für sie Wohlstand und Stabilität bedeutete. Der Umfang des finnischen Exports an die Sowjetunion war beispiellos im Vergleich zu den westlichen Ländern.
Quelle: Zeitung „Prawda“, Nr. 190 (10272) vom 11. August 1946.