Am 22. Juli 1946 verübte die zionistische Untergrundorganisation Irgun einen Anschlag auf das Hotel „King David“ in Jerusalem. Die Terroristen, verkleidet als Hotelpersonal, hatten im Keller des Hotels 350 Kilogramm Sprengstoff versteckt und dann gezündet. In dem Hotel befanden sich das Hauptquartier der britischen Verwaltung in Palästina sowie mehrere Militärstäbe. Über die Vorbereitung des Anschlags wurden zwar die Hotelleitung, die Redaktion der Zeitung „Palestine Post“ und sogar das französische Konsulat im Voraus informiert, doch die Warnungen wurden schlichtweg ignoriert.

Das fünfstöckige Hotel war 1932 eingeweiht worden und das modernste Gebäude dieser Art in Palästina. Es lag mitten im Stadtzentrum, ganz in der Nähe war ein Park angelegt worden. Im nördlichen Hotelflügel lag das französische Konsulat, im südlichen lagen die Räume der britischen Verwaltung für Palästina und die Militärstäbe. Im Keller befand sich eine militärische Telefonstation der Briten, in Nebengebäuden saßen die Militärpolizei und die palästinensische Kriminalpolizei.

Bei der Explosion stürzte das Haus teilweise ein; es kamen 91 Menschen ums Leben, darunter 41 Araber, 17 Juden und 28 Briten. Der Anschlag war die Antwort auf die britische „Agatha“-Operation am 29. Juni 1946. Die Briten hatten im Zuge des Kampfes des zionistischen Untergrundes mehrere Tausende Menschen verhaftet.

Den Terroranschlag hat der künftige israelische Ministerpräsident Menachem Begin organisiert. Laut seiner Aussage hatten die Terroristen drei Mal vor der bevorstehenden Explosion gewarnt, um die Opferzahl zu minimieren, wobei ein Mitarbeiter der „Palestine Post“ sofort die Polizei verständigt habe. Aber auf die Warnungen gab es am Ende keine Reaktionen – nur die Franzosen hatten ihre Mitarbeiter in Sicherheit gebracht. Später sagte Begin mehrmals, er sei von der Weigerung der Behörden, die Menschen in Sicherheit zu bringen, und von der Opferzahl erschüttert gewesen.

Dem Anschlag folgte ein neuer Polizeieinsatz gegen die jüdischen Untergrundkämpfer: In allen Großstädten fanden Razzien statt, wobei die Festgenommenen von der Spionageabwehr identifiziert wurden. Illegale Einwanderer, auch Kinder, wurden in Lager interniert.

Aber grundsätzliche Entscheidungen hinsichtlich Palästinas wurden schon getroffen. In einem Brief an den US-Präsidenten Harry Truman schrieb der britische Premier Clement Attlee am 25. Juli 1946: „Ich bin mir sicher, dass Sie damit einverstanden sind, dass das unmenschliche Verbrechen am 22. Juli in Jerusalem ein Anlass für entschlossene Terrorbekämpfung ist, aber angesichts der Leiden der unschuldigen jüdischen Naziopfer darf er uns nicht von einer Politik abhalten, die auf die Friedensförderung in Palästina mit minimaler Verzögerung ausgerichtet sein wird.“

 

Quelle: David Rapoport, The Four Waves of Modern Terrorism, in Cronin, A. K. & Ludes, J. M. (eds.), Attacking Terrorism: Elements of a Grand Strategy, Georgetown University Press, 2004, Washington, DC.