Am 8. Juli 1946 starb in Berlin der Komponist Alexander Alexandrow (Koptelow).

Als vielseitiger Musiker war Alexandrow Dirigent, Chormeister, Pädagoge und hatte dabei den militärischen Rang eines Generalmajors. Bekannt war er vor allem als Autor der Nationalhymne der Sowjetunion, die am 14. Dezember 1943 endgültig gebilligt und in der Nacht zum 18. April 1944 erstmals im sowjetischen Rundfunk gespielt wurde.

Der Wettbewerb für die neue sowjetische Hymne wurde 1943 ausgetragen; an der Spitze der zuständigen Regierungskommission stand Marschall Kliment Woroschilow. Doch jeder in der Sowjetunion wusste genau, wer den Wettbewerb durchführte und den Sieger küren würde. Jeder Komponist bekam für die Teilnahme 100.000 Rubel und zusätzlich 4000 Rubel für jede Variante der Hymne.

Die Endrunde erreichten die gemeinsame Variante von Dmitri Schostakowitsch und Aram Chatschaturjan, die Hymne von Iona Tuskia und die „Hymne der Bolschewikenpartei“ von Alexander Alexandrow. Den Text der Hymne von Sergej Michalkow und El-Registan (richtiger Name: Gabriel Urekljan) soll Josef Stalin höchstpersönlich korrigiert haben.

Die Reaktionen auf die Hymne fielen unterschiedlich aus: Der Schriftsteller Michail Prischwin schrieb in seinem Tagebuch am 21. Dezember 1943: „Die Hymne von Sergej Michalkow und El-Registan wirkt schwer: Solch große Taten an der Front wurden in der Poesie kläglich wiedergegeben.“ Der Komponist Alexander Atarow fand, dass sich Alexandrow bei der Arbeit an der Hymne von Robert Schumanns „Frühlingsfahrt“ inspirieren ließ.

Zu den Werken Alexander Alexandrows gehören auch Lieder, die weltweit bekannt wurden: „Der heilige Krieg“ (1941), „Unüberwindlich, legendenumwoben“, „Artilleristenmarsch“, „Kantate über Stalin“ usw. Bis 1926 hatte Alexandrow auch geistliche Musik komponiert: „Christus ist auferstanden“, das Konzert „Gnade mir Gott!“ usw. Alexandrow war der Leiter des Gesangs- und Tanzensemble der Roten Armee.

Alexander Alexandrow starb während einer europäischen Tournee seines Ensembles in Berlin. Am 9. Juli wurde sein Leichnam nach Moskau befördert und im “Saal der roten Fahnen” des Zentralen Hauses der Roten Armee zur Abschiedszeremonie ausgestellt. Beerdigt wurde er auf dem Neujungfrauen-Friedhof in Moskau.

Das von Alexandrow gegründete Ensemble trägt seit Juli 1946 seinen Namen und wird im Alltag einfach das „Alexandrow-Ensemble“ genannt.

Seit 2000 ist die von ihm komponierte Musik wieder die Hymne – heute die russische. Den neuen Text schrieb erneut Sergej Michalkow.

 

Quelle: Wladimir Krylow. Der Komponist Alexandrow. Unter dem Himmel von Rjasan geboren. – Litera. 2013.