Am 7. Juli 1946 sprach Papst Pius XII. die römisch-katholische Nonne Franziska Xaviera Cabrini heilige. Sie war damit die erste US-Amerikanerin, die auf diese Weise verehrt wurde. Dieses Ereignis hatte auch einen Hintergrund, der nicht gerade offensichtlich war: Die Italiener hofften auf Unterstützung der USA und einflussreicher Italoamerikaner.

Franziska Xaviera wurde 1850 als Francesca Saverio Cabrini in der italienischen Stadt Sant’Angelo Lodigiano geboren. Schon mit elf Jahren soll sie das Jungfräulichkeits-Gelübde abgelegt haben. Aus gesundheitlichen Gründen konnte sie das Mailänder Kolleg der „Töchter vom Heiligsten Herzen“ nicht abschließen und widmete sich Waisenkindern. Am 4. Juli 1880 eröffnete sie ein Kloster, das die Basis der neuen Kongregation „Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen“ bildete.

Am 31. März 1889 traf Francesca Saverio neben anderen Schwestern in New York ein, wo sie mit italienischen Immigranten arbeitete. 1892 eröffnete sie eine Herberge in New Orleans und eine Schule in Brooklyn sowie ein Krankenhaus in New York – die „Columbus-Klinik“. Sie wurde in den USA eingebürgert und gründete ab 1895 - schon als Amerikanerin - viele medizinische und Bildungseinrichtungen in Buenos Aires, Paris, Chicago, Madrid, Mailand, London, New Jersey, Seattle, Los Angeles usw.

Bis zu ihrem Tod 1917 eröffnete sie insgesamt 67 Nonnenhäuser und hinterließ etwa 3000 Nachfolgerinnen. Am 13. November 1938 wurde sie vom Papst Pius XI. selig gesprochen, nachdem ihr angeblich das Wunder gelungen war, dem jungen Peter Smith die Sehkraft wieder geschenkt zu haben, der danach gläubig und katholischer Priester wurde. In den USA galt sie als Unterstützerin für Immigranten und Verteidigerin bei der Suche nach Parkplätzen: Ein Priester sagte beispielsweise, Franziska Xaviera Cabrini habe „in New York gelebt und sich also im Verkehr ausgekannt“.

Der Papst Pius XII. brauchte dringend Unterstützung der Vereinigten Staaten und finanzielle Hilfen seitens Italoamerikaner, also war die Kanonisierung Franziska Xavieras möglicherweise auch politischer Schritt. In Upper Manhattan in New York gibt es den  St. Frances Xavier Cabrini Shrine. Ihren Namen trägt auch ein Wohnviertel in Chicago, wo ursprünglich viele italienische Umsiedler lebten.

 

Quelle: Giacomo Galeazzi. "Bertone: Noi ex migrantii". LaStampa.it 10. 13. 2010.