Am 2. Juli 1946 erklärte der Leiter der US-Besatzungszone General Lucius Clay eine Amnestie für alle nach dem 1. Januar 1919 Geborene sowie für Arbeitsunfähige und Minderbemittelte.

Die Entnazifizierung Deutschlands erfolgte in der US-Besatzungszone auf Grundlage der Beschlüsse der Konferenzen von Jalta und Potsdam und dem auf Abstimmung mit den Besatzungsbehörden von der deutschen Selbstverwaltung am 5. März 1946 verabschiedeten Gesetz Nr.104 „Über die Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus“. Laut diesem Gesetz musste jeder Deutsche ab 18 Jahre einen Fragebogen mit 133 Fragen ausfüllen, um zu bestimmen, wie ausgeprägt sein Engagement für die Nazis war. Insgesamt wurden 13 Millionen Deutsche in der US-Besatzungszone befragt. 545 Tribunale legten die Strafen fest. Doch wegen vieler Angeklagten waren viele Gerichte mit dieser Aufgabe überfordert. Eine nähere Überprüfung war oftmals unmöglich. Die formalisierte Verarbeitung der Angaben spielte vielen überzeugten  Nazis in die Karten, einer harten Strafe zu entgehen. Lucius Clay sagte, dass diese Arbeit eher dazu dient, dass immer mehr Deutsche wieder in ihre früheren Posten zurückkehren, statt die Schuldigen zu bestrafen.

Im Ergebnis beschloss die US-Administration, Deutsche, die nach dem 1. Januar 1919 geboren wurden, sowie Arbeitsunfähige und Minderbemittelte zu amnestieren. Was junge Deutsche betrifft, ging Clay davon aus, dass viele von ihnen Nazis wurden, bevor sie verstanden haben, was sie taten. Dank der Amnestie bekamen zwei Millionen Deutsche Ausweise der Bundesrepublik Deutschland und konnten ihr Leben neu beginnen. Allerdings schafften es dank diesem Verfahren einige Verbrecher, zu flüchten.

 

Quelle: J. Scharonkina. Entnazifizierung in der US-Besatzungszone Deutschlands: Etappen, Probleme und Ergebnisse – Nachrichten der Staatlichen Universität Altai, 2008