Am 21. Juni 1946 sagte Albert Speer beimNürnberger Prozess über die Atomwaffenpläne der Nazis aus. Nach seinen Worten wäre die Entwicklung eigener Atomwaffen für Hitler zum Greifen nah gewesen.

Die erste Spaltung eines Atomkerns war im Dezember 1938 den deutschen Physikern Otto Hahn und Fritz Straßmann gelungen. Am 24. April 1939 informierte Professor Paul Harteck die Reichsführung in einem Brief, dass eine neue Art von hocheffizienten Sprengstoffen entwickelt werden könnte. Nach seinen Worten könnte das Land, dem es gelingen sollte, die Errungenschaften der Kernphysik praktisch einzusetzen, allen anderen Ländern absolut überlegen werden.

Im Juni 1939 organisierte Physiker Kurt Diebner auf dem Übungsgelände Kummersdorf bei Berlin die Konstruktion eines Reaktors. Allerdings wurde das deutsche Atomprogramm von Misserfolgen verfolgt: 1941 konnte eine Anlage zur Isotopentrennung nicht in Betrieb genommen werden, deren Entwicklung etwa ein Jahr in Anspruch genommen hatte. Am 23. Juni 1942 kam es zu einer Explosion an einem Reaktor – und das war der erste Atomunfall in der Geschichte.

Am 4. Juni 1942 berief Rüstungsminister Albert Speer eine Beratung über das „Atomproblem“ ein. Dabei erklärten die Forscher, dass die ersten Ergebnisse bestenfalls in zwei Jahren zu erwarten wären, und zwar nur wenn alle ihre Forderungen erfüllt würden. Für das Projekt wurden entsprechende Finanzmittel und Baustoffe bereitgestellt; es wurde auch festgelegt, wann in Berlin ein Bunker für den künftigen Atommeiler gebaut werden sollte, usw. Aber die Reichsführung finanzierte vor allem Entwicklungen, die für die Produktion von neuen Waffen nötig waren. Für das Atomprogramm wurde 200 Mal weniger Geld ausgegeben als für das ähnliche „Project Manhattan“ in den USA. Damit ist immer noch unklar, ob die deutschen Forscher tatsächlich beinahe Atomwaffen entwickelt hätten. Die meisten Teilnehmer dieses Projekts wurden später zu ähnlichen Arbeiten in den USA und der Sowjetunion herangezogen.

 

Quelle: Wsewolod Owtschinnikow. Die heiße Asche. Chroniken des geheimen Wettrennens um Atomwaffen. M., 1984.