Am 11. Juni begann in Belgrad die gerichtliche Vernehmung des Führers der Tschetnik-Bewegung, Dragoljub (Draza) Mihailovic.

Im April 1941 war die jugoslawische Armee von der Wehrmacht binnen elf Tagen aufgerieben worden. Am 11. April musste Belgrad kapitulieren. Oberst Dragoljub Mihailovic rief die Soldaten auf, die Kapitulation nicht anzuerkennen, und organisierte am 6. Mai auf dem Gipfel des Tara-Berges die Djurdjevdan-Feier zum Jahrestag des Beginns des Partisanenkriegs gegen die Türken. Fortan wurden Mihailovics Mitstreiter als Tschetnik bezeichnet. Seinen Stab brachte er im schwer zugänglichen Höhenzug Ravna-Gora unter und koordinierte von dort aus Diversionen, Späh-Operationen usw.

Im Sommer 1941 gründete Kommunistenführer Josip Broz Tito die jugoslawische Volksbefreiungsarmee. Die Tschetnik-Kämpfer und die Kommunisten vereinigten sich im Kampf gegen die deutschen Okkupanten, aber schon im November begann ihr gegenseitiger Bürgerkrieg wegen ihrer abgrundtiefen ideologischen Kontroversen. Die Tschetnik kämpften gegen die Kommunisten, die kroatischen Ustascha und gegen die Kollaborateure – und natürlich gegen die deutschen und italienischen Okkupanten. Schon 1942 kontrollierten die Tschetnik ziemlich große Gebiete in dem Land. Die jugoslawische Exilregierung erkannte Mihailovic als Befehlshaber der jugoslawischen Streitkräfte an. Hitler lobte ein Kopfgeld in Höhe von 100.000 Reichsmark für den Tschetnik-Führer aus.

Aber Tito und seine Volksbefreiungsarmee genossen größere Unterstützung der Bevölkerung und mit der Zeit auch der Verbündeten. 1945 wurden die Tschetnik großenteils aus dem Land getrieben. Mihailovic weigerte sich jedoch, Jugoslawien zu verlassen, und wurde am 13. März 1946 unweit von Visegrad festgenommen.

Neben weiteren zehn Kämpfern wurde Mihailovic zur Todesstrafe verurteilt. Die Richter ignorierten die Aussagen von 500 geretteten Militärpiloten ausländischer Streitkräfte und der zahlreichen ausländischen Soldaten, die für Mihailovic gekämpft hatten. Trotz der Verurteilung durch die westlichen Länder wurde das Todesurteil vollstreckt. Mihailovic wurden bis heute nicht rehabilitiert.

 

Quelle: Alexej Timofejew. Die Tschetnik. Königliche Armee. – M. Wetsche, 2021.