Am 10. Juni beginnt die Aussiedlung der ethnischen Deutschen aus der Tschechoslowakei in die sowjetische Besatzungszone. Bereits in den ersten Tagen nach dem Sieg begannen die Tschechen sogar mit der Vertreibung von Deutschen mit tschechischen Pässen. Im Januar 1946 begann die Rückführung der Deutschen in die US-amerikanische Besatzungszone. Ab dem 10. Juni wurden die Deutschen in zentralisierten und regelmäßigen Verfahren in die sowjetische Zone verbracht.

Am 15. Juni 1945 kündigte der in die Heimat zurückgekehrte Präsident Edvard Beneš unmittelbar Pläne für ethnische Säuberungen an: „Unsere Regierung begreift, was der Verrat der Deutschen und Ungarn 1938 bedeutete und beschloss, die Republik von diesen verräterischen Elementen zu säubern… wir müssen das mit der Sowjetunion, Großbritannien und den Vereinigten Staaten vereinbaren. Wir müssen das ‚Deutsche Problem‘ in der Republik endgültig lösen“.

Beneš folgte ein großer Teil der Bevölkerung: in der Tschechoslowakei begann bereits die Lynchjustiz gegen Deutsche und Ungarn. Es sind zwar keine genauen Angaben über die Opfer vorhanden, doch einige Forscher nennen eine ungefähre Zahl der Todesopfer der chaotischen Maßnahmen – rund 20.000.

Die Aussiedlung wurde mit drei Erlässen verbindlich gemacht, die mit Unterstützung der Verbündeten 1945 gebilligt wurden – den Deutschen wurde die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft entzogen, ihr Eigentum wurde beschlagnahmt, die Verbliebenen sollten “slowakisiert“ werden.

Im Frühjahr bzw. Sommer 1945 stießen  die Deutschen in der Tschechoslowakei auf verschiedene Diskriminierungsmaßnahmen. Sie mussten sich regelmäßig bei der Polizei melden, ihnen wurde verboten, den Wohnort zu verlassen, sie mussten ein Kennzeichen mit dem angenähten Buchstaben D bzw. Armbinden mit Hakenkreuz tragen. Ihre Autos, Motorräder und Fahrräder wurden beschlagnahmt. Sie durften keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, öffentliche Räume betreten, Fußwege benutzen. Sie durften kein Radio haben und in der Öffentlichkeit Deutsch sprechen.

Im Herbst 1946 wurden nach Angaben des Innenministers Václav Nosek 1 415 000 Menschen in die US-Besatzungszone verbracht. „Via regelmäßige Verlegung in die sowjetische Zone wurde eine bedeutende Reduzierung der deutschen Bevölkerung  vom 10. Juni bis 18. Oktober erreicht. Die Gesamtzahl beläuft sich auf 750.000. In der schwierigsten Periode – seit Mitte Juli dieses Jahres – trafen jeden Tag zwölf Züge mit jeweils 14.000 Menschen in den Auffanglagern ein. Die Gesamtzahl der Waggons, die zur Beförderung der Deutschen eingesetzt waren, lag bei 68.000“.

Gleichzeitig wurden die Ungarn außer Landes gebracht. Insgesamt wurden von 1945 bis 1946 aus der Tschechoslowakei drei Mio. Menschen deportiert.

1968 sorgten diese Ereignisse im Nachgang offenbar noch für Rachsucht unter DDR-Soldaten, die an der Besatzung des Landes nach dem Prager Frühling teilgenommen hatten. Es gibt zahlreiche Beweise dafür, dass sie beim geringsten Anlass Waffen einsetzten.

Dieses Thema wurde lange verschwiegen, überschattete aber lange die Beziehungen Tschechiens, der Slowakei, Deutschlands und Österreichs.

 

Quelle: Iwan Konew. 1945. – M. Wojenisdat, 1966