Die Nachrichtenagentur Reuters meldete am 9. Juni, dass die USA dem Vorschlag Großbritanniens über die Aufteilung Deutschlands in zehn bzw. 12 unabhängige Bundesländer zugestimmt haben. Am 12. Juni wurde diese Mitteilung unter Berufung auf eigene Quellen im US-Außenministerium und britischen Außenministerium von der Zeitung „Prawda“ bestätigt, wobei behauptet wurde, dass der britische Außenamtschef Ernest Bevin bei dieser Frage im direkten Kontakt mit seinem US-Amtskollegen James Byrnes stehe.
Die Fragen des künftigen Aufbaus Deutschlands wurden bereits auf der Teheran-Konferenz 1943 erörtert. US-Präsident Franklin Roosevelt schlug damals vor, Deutschland in fünf unabhängige Länder aufzuteilen – ein Staat innerhalb des deutlich verkleinerten Preußens, der zweite Staat in den nordwestlichen Gebieten Deutschlands, einschließlich Hannover; Sachsen und Leipzig; Hessen, Darmstadt, Kassel und südlicher Rhein; Bayern und Baden-Württemberg. Das Ruhrgebiet, Saarland, Hamburg und das Gebiet um den Nord-Ostsee-Kanal sollten unter UN-Verwaltung gestellt werden. Winston Churchill schlug vor, aus den südlichen Gebieten (Bayern, Baden-Württemberg, Pfalz) eine Donauföderation unter vollständiger Isolierung Preußens zu schaffen und das Ruhrgebiet unter britische Kontrolle zu stellen. Stalin beharrte auf der Aufteilung Ostpreußens zwischen Polen und der Sowjetunion und der Übergabe Pommerns und Schlesiens an Polen.
Der 1944 auf der Quebec-Konferenz unter Teilnahme Roosevelts und Churchills vorgeschlagene US-amerikanische Morgenthau-Plan sah die Aufteilung Deutschlands in Nord- und Südstaaten, eine internationale Zone und einige graue Zonen, die unter die Kontrolle Polens, der Sowjetunion und Frankreich gestellt werden.
Nach der Besatzung waren in Deutschland zwar jegliche politische Parteien verboten, doch das sowjetische Kommando brachte ausgewanderte Kommunisten mit Walter Ulbricht an der Spitze nach Berlin. So wurde 1946 die Sozialistische Einheitspartei Deutschland (SED) ins Leben gerufen und mit dem Aufbau der unitarischen Macht der Kommunisten begonnen. In den westlichen Gebieten wurden die Prinzipien von Demokratie und Föderalismus gefördert, damit die lokalen Regierungen daran gehindert werden, ein starkes militaristisches Deutschland wiederaufzubauen.
Infolge des Kampfes der Sowjetunion mit den westlichen Ländern um Einfluss in Europa und in der Welt verabschiedete der Deutsche Volkskongress am 30. Mai 1949 eine Verfassung für die Deutsche Demokratische Republik, am 7. September wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Die Teilung eines der größten Staaten Europas in zwei Staaten mit zwei sich gegenüberstehenden politischen Systemen wird für weitere 40 Jahre existieren.
Quelle: „Prawda“, Nr.138 (10220) 12. Juni 1946