Am 6. Juni 1946 schied der Dramatiker und  Literaturnobelpreisträger  Gerhart Hauptmann im Alter von 83 Jahren aus dem Leben.

Mit Literatur beschäftigte sich Hauptmann seit 1885. Sein erstes Werk war das romantische Drama „Tiberius“. Mit der Zeit aber wurde er Realist. 1889 erschien das Drama „Vor Sonnenaufgang“, das ihm die erste Bekanntheit brachte. 15 Jahre später etablierte er sich als wahrer Klassiker und führender deutscher Dramatiker. Sein Stil wird als Naturalismus bezeichnet, wobei er sich bisweilen als ein wahrer Bahnbrecher zeigte: So ist im Drama „Die Weber“ die Menschenmenge der Hauptprotagonist, wobei sie aus stets neuen Menschen besteht. 1912 wurde Hauptmann mit dem Nobelpreis ausgezeichnet – „als Anerkennung seiner erfolgreichen, vielfältigen und herausragenden Arbeit auf dem Gebiet der dramatischen Kunst“.

Als die Nazis an die Macht kamen, wollte Hauptmann Deutschland verlassen, bekam aber keine Gelegenheit dazu. Er wurde ständig von Zensoren gehetzt; einige seiner Werke wurden verboten. Aber seinen 80. Geburtstag im Jahr 1942 erkoren die Nazis zu einem nationalen Feiertag: Es wurde eine 17-bändige vollständige Sammlung seiner Werke herausgegeben. Zwei Jahre später wurde der Schriftsteller auf die „Gottbegnadeten“-Liste gesetzt, die vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda erstellt und von Hitler höchstpersönlich gebilligt wurde. Dadurch konnte Hauptmann als „unersetzbarer Künstler“ die „totale Mobilmachung“ meiden.

Kurz vor Kriegsende sah Hauptmann die Bombenangriffe auf Dresden. Später sagte er:

„Wer das Weinen verlernt hatte, der lernt es wieder beim Untergang Dresdens. Ich stehe am Ausgangstor meines Lebens und beneide alle meine toten Geisteskameraden, denen dieses Erlebnis erspart geblieben ist.“

Nach dem Krieg wurde Gerhart Hauptmann zum Ehrenvorsitzenden des Kulturbundes gewählt. Seine letzten Lebensmonate verbrachte er in seinem Haus in Schlesien, doch diese Zeit war turbulent: Dieses Gebiet gehörte nach dem Krieg Polen, und die polnische Regierung bestand auf der Abschiebung aller Deutschen. Am 6. Juni starb der Dramatiker an Bronchitis. Kurz vor seinem Tod fragte er: „Bin ich immer noch in meinem Haus?“ Der Trauerfeier wohnten der Schriftsteller Johannes Becher, der Kommunistenführer Wilhelm Pieck und Oberst Sergej Tjulpanow im Namen des sowjetischen Kommandos bei.

Quelle:

John Osborne. Gerhart Hauptmann and the Naturalist Drama. Amsterdam: Harwood Academic, 1998.