Am 4. Juni 1946 wurden in der Stadt Hudson (US-Bundesstaat Wisconsin) bei einer Durchsuchung ein Teil des gestohlenen Schatzes des Hauses Hessen und aus Deutschland ausgeführte Wertgegenstände entdeckt. Die Beute hatte die Diebin Kathleen Nash Durant, ehemalige Hauptmännin des US-Frauenkorps in Genf, im Haus ihrer Schwester versteckt.
Im Frühjahr 1945 war Kathleen Nash zur Managerin eines Offiziersklubs in Kronberg, dem Schloss der Familie Hessen, ernannt worden. Gemeinsam mit ihren Kollegen, Oberst Jack Durant und Major David Watson, entdeckte Nash in einem Weinkeller ein Versteck mit zahlreichen Wertgegenständen des Hauses Hessen. Um die Kronjuwelen leichter in die USA zu bringen, wurden die Edelsteine aus den wertvollen Fassungen herausgeholt. Dabei wurden etliche aus künstlerischer und historischer Sicht wertvolle Gegenstände zerstört.
Ein Fabergé-Ei verkaufte das Trio in der Schweiz. Als totale Laien veräußerten sie das einzigartige Meisterstück des russischen Juweliers für gerade mal 400 Dollar. Dutzende Steine versteckten sie in einfachen Postpaketen. Jack Durant gelang es, mithilfe einer US-Botschaftsmitarbeiterin mit diplomatischem Pass einen Teil des Schatzes nach Irland zu bringen.
Der Skandal brach aus, als die Erbin der Familie Hessen, Prinzessin Sophia, das Schloss Kronberg besuchte, um vor ihrer Hochzeit den versteckten Schatz zurückzuholen, und diesen nicht finden konnte. Jack Durant war Jurist und empfahl Kathleen Nash, sofort ihren Militärdienst zu quittieren, um eine Anklage wegen Kriegsverbrechen zu vermeiden. Außerdem machte er ihr einen Heiratsantrag, damit er gegen sie als seine Ehefrau nicht aussagen müsste. Die beiden heirateten in Chicago, wobei die Braut den Schmuck der Familie Hessen trug. Mehrere Monate lang reisten sie durch die USA, ohne groß über Geld nachzudenken. Allerdings mussten sie den gestohlenen Schatz allmählich verkaufen, um ihren luxuriösen Lebensstil weiter finanzieren zu können. Und so wurden sie irgendwann von einem Juwelier angezeigt.
Bereits am 5. Juni wurden die beiden Diebe festgenommen und 1947 vor Gericht gestellt. Major Watson wurde zu drei Jahren Haft verurteilt, Nash zu fünf Jahren und Durant zu 15 Jahren. Während des Prozesses erklärte Nash: „Falls ich für schuldig befunden werde, müsst ihr wissen: Tausende Amerikaner haben schmutzige Hände!“
Die Familie Hessen bekam allerdings höchstens zehn Prozent des gestohlenen Schatzes zurück - und dieser Teil war etwa 1,5 Millionen Dollar wert. Ein Teil davon war beschädigt, und ein beträchtlicher Teil war verschwunden. Vermutlich war es dem Diebestrio doch gelungen, einen Teil der Beute zu verstecken.
Quelle:
Alexander Mosjakin. „Ausgeraubtes Europa: Der weltumspannende Handel von Schätzen“. M., Amfora, 2014.