Am 26. Mai 1946 fanden die ersten freien Wahlen nach dem Zweiten Weltkrieg in der Tschechoslowakei statt – es wurden 300 Abgeordnete der Konstituierenden Versammlung gewählt. Sie waren berechtigt, eine neue Verfassung zu entwickeln und zu verabschieden und die Legislative zu übernehmen. Die nächsten demokratischen Wahlen in dem Land fanden erst 44 Jahre später nach dem Zerfall des sozialistischen Lagers statt.

 

Zu den Wahlen waren nur acht Parteien zugelassen, die Teil der Nationalen Front der Tschechen und Slowaken waren. Die Abstimmung war obligatorisch. Jene, die mit der Politik der Nationalen Front nicht einverstanden waren, konnten die Wahlzettel unausgefüllt („blank“) lassen.

Mit 43 Prozent der Stimmen bekamen die Kommunisten die Hälfte der Regierungsposten. Regierungschef wurde der überzeugte Stalinist Klement Gottwald, bis 1943 Sekretär der Komintern. Die tschechoslowakischen Kommunisten wurden von der Sowjetunion im großen Stil unterstützt – von der Organisation von Massenveranstaltungen in den Bereichen Kultur und Sport bis zu direkter Einflussnahme bei politischen Beschlüssen.

Das System der Nationalen Front und der Koalitionsregierung hatte noch knapp anderthalb Jahre Bestand. Am 4. Juli 1947 stimmte das Ministerkabinett der Tschechoslowakei für den Marshallplan und die Teilnahme am Pariser Gipfel, doch bereits am 7. Juli beorderte Stalin Gottwald zum Rapport nach Moskau. Nach seiner Rückkehr gab die Tschechoslowakei beide Ideen auf. Zugleich wurden Deutsche und Ungarn aus dem Land gewiesen. Die Wirtschaftslage verschlechterte sich, die meisten Bürger führten die Misere auf den Verzicht auf den Marshallplan zurück. Nachdem die nichtkommunistischen Minister am 25. Februar 1948 zurückgetreten waren, übernahmen die Kommunisten die vollständige Kontrolle über das Land.

Quelle:

Inna Waschkewitsch. Der innenpolitische Kampf in der Tschechoslowakei 1943-1948 // Zeitschrift Russische und slawische Studien. Ausgabe 4 - 2009