Am 22. Mai 1946 wurde auf dem Gelände des Prager Gefängnisses Pankrac ein Urteil des tschechoslowakischen Volksgerichts vollstreckt: Karl Hermann Frank, Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, der für den Tod von 4000 Einwohnern von Lidice und Ležáky verantwortlich war und dafür vom Gericht als Kriegsverbrecher eingestuft worden war, wurde erhängt. Nur ein Jahr zuvor, im Vorfeld des Prager Aufstands, hatte Karl Frank im Rundfunk erklärt, er würde „jeden Aufstand in einem Blutbad ertrinken lassen“.
Das Publikum durfte der Hinrichtung zuschauen. Mehr als 5000 Prager versammelten sich vor dem Galgen. Es war die letzte öffentliche Hinrichtung in der Geschichte Prags. Sie wurde für die Filmchronik fotografiert bzw. aufgenommen. Filmregisseur Jiri Weiss, der diese Bilder in seinem Londoner Exil sah, erinnerte sich später:
„Auf dem Bildschirm waren Tausende Menschen zu sehen, die vor der Kamera begeistert in die Hände klatschten. Mehrere Väter setzten ihre Kinder auf die Schultern, damit sie die Hinrichtung besser sehen konnten. Ich sah darin etwas Mittelalterliches, (…) aber die Zuschauer hatten so viel Spaß daran, so dass ich dazu nichts sagte. Ich sah allmählich ein, dass wir – diejenigen, die im Ausland gelebt hatten – andere Erfahrungen und auch andere Ansichten hatten als die Menschen zu Hause. Als in Großaufnahme gezeigt wurde, wie der Henker Frank den Hals brach, wurde mir wirklich übel, und ich wurde ohnmächtig.“
Es war eine Ironie des Schicksals, dass Franks Tod von einem Gerichtsarzt namens Navarra offiziell festgestellt wurde – dem Ehemann der Krankenschwester Maria Navarrova, die am 27. Mai 1942 dem SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich erste Hilfe geleistet hatte, als dieser bei der „Operation Anthropoid“ von den Agenten des Komitees für die Befreiung der Tschechoslowakei, Jozef Gabčík und Jan Kubiš, verwundet worden war.
Karl Hermann Frank wurde in einem namenlosen Grab beerdigt.
Quelle:
Miloš Heyduk, Karel Sýs, Protektorát ve fotografiích, nakl. BVD, s.r.o., Praha, 2006