Der Physiker Louis Alexander Slotin, der beim Manhattan-Projekt an der Entwicklung der Atombombe mitarbeitete, bekam am 21. Mai 1946 eine tödliche Strahlendosis ab.

Er brachte versehentlich überkritisches Plutonium in die Versuchsanlage, die später „Demon Core“ genannt wurde. Die Teilnehmer des Experiments sahen einen blauen Blitz, den sogenannten Tscherenkow-Wawilow-Effekt; die Stärke lag bei mehr als 6×107 Röntgen/Sekunde. Slotin erhielt eine tödliche Strahlendosis von 21 Sievert - vergleichbar mit der Strahlung bei einer Atomexplosion in einer Entfernung von 1,5 km. Auf dem Weg ins Krankenhaus sagte der Wissenschaftler seinen Kollegen: „I think I’m done for“. Neun Tage später starb er an akuter Strahlenkrankheit. Das Plutonium aus der Anlage wurde im Geschoss einer neuen Bombe installiert.

Weniger als ein Jahr zuvor - am 21. August 1945 - hatte der 23-jährige Physiker Haroutune Krikor Daghlian Jr. bei demselben Experiment eine Strahlendosis abbekommen, an der er 25 Tage später starb. Der Tod der beiden Wissenschaftler war das Ergebnis eines Versehens – ein Schraubenzieher entglitt Slotin aus den Händen, Daghlian ließ einen Quader aus Wolfram-Quadrid auf die Anlage fallen.

Die Gefahr der Strahlung wurde von den Wissenschaftlern häufig unterschätzt. Marie Curie trug Uran-Modelle in der Tasche und eine Radium-Ampulle am Hals. Obwohl sie in einem Bleisarg beerdigt worden war, ist die Strahlung an ihrem Grab im Pariser Panthéon bis heute um das 30-fache höher als die Norm. Von 1917 bis 1926 nahmen Mitarbeiterinnen der Uhrenfabrik U.S. Radium in Orange, New Jersey, die mit Farbstoff auf Radium-Basis arbeiteten, gefährliche Dosen Radium auf. Grace Fryer, Edna Hassman, Kathrin Schaub, Quinta McDonald und Albina Laris entschlossen sich, die Fabrik zu verklagen. Sie wurden die „Radium girls“ genannt. Die Arbeitgeber versuchten, die Symptome der Bestrahlung als Syphilis darzustellen, um die Mitarbeiterinnen anzuschwärzen, die sich erlaubt hatten, das Unternehmen zu verklagen. 1954 wurden bei den Nuklearübungen Totskoye in der Sowjetunion 45.000 Militärs und 10.000 Zivilisten verstrahlt. Ständige Messungen der radioaktiven Strahlung wurden erst Ende des 20. Jahrhunderts obligatorisch.

Quelle: 

Brigitt Martin. The Secret Life of Louis Slotin 1910—1946 // Alumni Journal of the University of Manitoba, Volume 59, No. 3, December 1999, Canadian Nuclear Society.