Am 20. Mai 1946 beschloss das britische House of Commons, alle Kohleindustriebetriebe auf der Insel zu nationalisieren. Für die Umstrukturierung der Bergwerke waren knapp 520 Millionen Pfund Sterling nötig. Zudem wurden ihre Besitzer mit insgesamt 229 Millionen Pfund abgefunden. Diese Ausgaben kamen aus der Staatskasse. Damit ging die gesamte britische Kohleindustrie an den National Coal Board.
Die Branche, die ihren Höhepunkt im Vorfeld des Ersten Weltkrieges erreicht hatte (auf der Insel gab es damals 3270 Bergwerke mit einem jährlichen Ausstoß von 292 Millionen Tonnen Kohle), erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg eine nahezu aussichtslose Talfahrt. Als Energieträger wurde die Kohle von Ölprodukten vom Markt verdrängt, die mittlerweile weltweit als Brennstoff für die meisten Kriegs- und Handelsflotten dienten. Die „Kohle- und Stahlwirtschaft“, die noch bis zuletzt eine große historische Ära geprägt hatte, verfiel Mitte der 1940er Jahre in eine allmähliche Agonie. Selbst auf dem immer kleiner werdenden Markt konnte Kohle kaum noch mit Öl konkurrieren: Die oberflächlichen Vorkommen waren nahezu erschöpft; britische Bergleute hatten viel weniger Maschinen zur Verfügung im Vergleich zu den USA und sogar zu dem im Krieg geschlagenen Deutschland; die vorhandenen Maschinen waren veraltet.
Das wurde zu einer „Zeitbombe“ mit sozialer Sprengkraft: In der Kohlebranche waren etwa 700 000 Menschen beschäftigt, während die Zahl der Bergwerke auf 958 geschrumpft war. Die Produktion belief sich derweil auf nur 200 Millionen Tonnen und wurde immer weniger. Der National Coal Board bemühte sich darum, den negativen Effekt vom Ausstieg aus der Kohleindustrie abzufedern, aber in den kommenden 40 Jahren konnte sie nur dank staatlicher Subventionen überleben. Das Kabinett von Margaret Thatcher musste 1981 angesichts der Krise diesen Prozess intensivieren und die Branche gezwungenermaßen „umstrukturieren“ (im Grunde schrittweise auflösen).
Die 1980er Jahre wurden den Gewerkschaften zufolge zum „größten Klassenkampf des Jahrhunderts in Großbritannien“: Das Land wurde von Streiks und Kundgebungen erschüttert; der Nationale Bergbauarbeiterverband leistete beharrlich Widerstand gegen die Polizei, doch daraus wurde am Ende nichts. Am 3. März 1985 ging der längste und größte Streik zu Ende, und der Bergarbeiterverband zeigte sich bereit, die Arbeit ohne jegliche Bedingungen fortzusetzen. 20 000 Bergleute verloren ihre Arbeit. Rund 100 unrentable Bergwerke wurden dicht gemacht. Im Winter 2015 wurde das letzte Kohlebergwerk in Kellingley (West Yorkshire) geschlossen.
Quelle:
Prawda, Nr. 120 (10202), 22. Mai 1946.