Am 19. Mai begann in der Tschechoslowakei landesweit die Vorführung von sowjetischen Spielfilmen, die im Rahmen der Festspiele der sowjetischen Filmkunst gezeigt wurden. Offiziell fanden sie im Prager Filmtheater „Moskva“ statt, doch viele Filme wurden auch unter freiem Himmel in Parks gezeigt. Zehntausende Menschen kamen zu den Filmvorführungen.
Eröffnet wurde das Festival mit dem Streifen „Der große Umbruch“ des Regisseurs Friedrich Ermler nach einem Drehbuch von Boris Tschirkow. Die Filmvorführung wurde von langem Applaus des Publikums begleitet. Den Pragern gefielen auch die jugendliche Musikkomödie „Hallo, Moskau!“ von Sergej Jutkewitsch sowie andere Streifen.
Zu den Filmfestspielen kamen der Regisseur Grigori Alexandrow, die Schauspieler Nikolai Tscherkassow, Ljubow Orlowa, Rina Seljonaja und weitere. Ihre Auftritte vor den Zuschauern wurden von allen Zeitungen des Landes beleuchtet. Es fanden insgesamt Dutzende Auftritte sowjetischer Filmstars im Beisein vieler Fans statt. Es wurde für sie auch eine Rundfahrt an Bord eines Dampfers organisiert. Sie besuchten eine Porzellanfabrik in der Slowakei, mehrere Schuhfabriken in Gottwaldov (zuvor hatte die Stadt Zlin geheißen, wurde aber zu Ehren des tschechoslowakischen Kommunisten Klement Gottwald umbenannt) sowie andere Betriebe. Ein Teil der sowjetischen Delegation, darunter Tscherkassow, Orlowa und Alexandrow, blieb auch nach den Festspielen in der Tschechoslowakei, um einige Episoden des Films „Der Frühling“ zu drehen. Gleichzeitig wurde in Prag ein sowjetisch-tschechoslowakisches Schachturnier unter Beteiligung des künftigen Weltmeisters Wassili Smyslow veranstaltet.
Kurz nach dem sowjetischen Filmfestival beschloss die tschechoslowakische Führung, die ersten Internationalen Filmfestspiele in Karlovy Vary (Karlsbad) zu organisieren, die später jedes Jahr ausgerichtet wurden.
Nikolai Tscherkassow schrieb später in seinen Memoiren: „Egal wo wir auftraten, wurden wir von den Zuschauern ausgesprochen warmherzig und gastfreundlich empfangen. Dadurch brachten sie auch die tiefe Gemeinsamkeit der Kultur des tschechoslowakischen und des russischen Volkes zum Ausdruck und bewunderten vor allem die Heldentat der Roten Armee, die die Tschechoslowakei aus der faschistischen Sklaverei befreit hatte.“
Quelle:
Nikolai Tscherkassow. Literarisches Erbe. Erinnerungen. Briefe. M., 1976.