Am 11. Mai 1946 endete auf dem Gelände des früheren KZ-Lagers Dachau der Gerichtsprozess gegen das Personal der Lager Mauthausen und Gusen. Der US-Militärgerichtshof behandelte Anklagen gegen insgesamt 61 KZ-Mitarbeiter. Als Ankläger trat der US-amerikanische Obermilitärstaatsanwalt in Europa, William Denson, auf. Den Verteidigungsrat leitete Militärjurist Douglas Bates Jr.
Das in Österreich gelegene KZ Mauthausen war von der Privatfirma DEST als Granitproduktionsstätte gegründet worden. An der Spitze stand der Chef des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes, Oswald Pohl, der gleichzeitig Vorstandsvorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes war. 1938 finanzierte er den Bau des Lagers mit Mitgliedsbeiträgen in Höhe von acht Millionen Reichsmark mit.
Von den 335 000 KZ-Insassen wurden 122 000 hingerichtet. Unter ihnen waren auch 32 000 Sowjetbürger, darunter Generalleutnant Dmitri Karbyschew, den die Faschisten im Frost mit kaltem Wasser übergossen hatten, sowie der Stalingrader Dmitri Osnowin, der in der Tschechoslowakei zum nationalen Held ausgerufen worden war. Am 21. Juni 1943 wurden im Mauthausen-Krematorium elf sowjetische Kriegsgefangene lebendig verbrannt. Besonders berüchtigt war der Block Nr. 20 – der „Todesblock“. Dort wurden die Häftlinge hingeschickt, die gegen das Nazi-Regime rebelliert hatten. Dort übten Soldaten der SS-Division „Totenkopf“, die von KZ-Wärtern ausgewählt wurden. Dort wurden die Häftlinge Tag und Nacht gefoltert und verprügelt.
Von den 61 Angeklagten wurden 58 zur Todesstrafe durch Erhängen verurteilt. Für neun von ihnen wurde die Todesstrafe später durch lebenslange Haft ersetzt.
Der KZ-Gründer Oswald Pohl wurde am 7. Juni 1951 im Landsberger Gefängnis in Bayern hingerichtet. Dieses Gefängnis erlangte Bekanntheit, weil dort in den 1920er-Jahren Adolf Hitler und einige andere bekannte Nazis nach dem gescheiterten „Bierkeller-Putsch“ eingesessen hatten. Nach dem Krieg wurden dort viele Nazi-Verbrecher inhaftiert und hingerichtet, die in Bayern verurteilt wurden. Insgesamt wurden dort 284 Nazis hingerichtet, die von US-amerikanischen Militärgerichten verurteilt worden waren.
Quelle: Alexej Konopatschenkow. „Konzentrationslager des Mauthausen-System im Nazi-Deutschland (1938-1945): Geschichte, Struktur, Widerstand“. Autoreferat zur Dissertationsarbeit.