Am 28. April feierte der Film „Die steinerne Blume“ in den sowjetischen Kinos seine Premiere, der auf Legenden und Erzählungen aus dem Ural von Pawel Baschow basiert. Der Film über den Meister Danilo und die Herrin des Kupferberges wurde in der befreiten Tschechoslowakei in den Barrandov-Studios mit damals schon sehr fortgeschrittenen Technologien gedreht.

Bis 1945 entstanden in der Sowjetunion Farbfilme nur im bescheidenen Format. Die Deutschen arbeiteten seit 1925 mit den dreischichtigen Agfacolor-Farbfilmen. Weil sich das I.G. Farben-Werk in Greppin in der sowjetischen Besatzungszone befand, bekamen die Filmemacher Zugang zu den Anlagen und Agfa-Filmen. Der erste Regisseur, der damit beauftragt wurde, war Alexander Ptuschko. Es wurde beschlossen, ein farbenfrohes Märchen zu drehen, was das kriegsmüde Volk gerne sehen wollte.

Die Filmautoren ließen sich bei ihrer Arbeit von der Gruppe der Peredwischniki und russischer historischer Malerei inspirieren. Das unterirdische Reich wurde nach genauer Betrachtung der Sammlungen des Museums für Mineralforschung kreiert. Die Kostümbildnerin Olga Krutschinina entwickelte einzigartige Farbpaletten und verarbeitete Stoffe aus den „Barrandov“-Vorkriegsvorräten. Die Dreharbeiten in der Tschechoslowakei erfolgten sowohl in den Filmstudios als auch in der Natur. Für die Filmkulisse wurden künstliche Kristalle mit echten Höhlen-Stalaktiten und Stalagmiten kombiniert.

Der Film mit Wladimir Druschnikow und Tamara Makarowa als Hauptdarsteller sorgte für großes Aufsehen und wurde zum Erfolgsschlager. 23 Mio. Zuschauer sahen den Streifen. „Die steinerne Blume“ wurde in Frankreich, Finnland, Schweden und in den USA gezeigt. Im Oktober 1946 gewann Film bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes den Grand Prix International de la couleur, die Auszeichnung für den besten Farbfilm. Sowjetische Zeitungen veröffentlichten die Rezensionen der ausländischen Presse – selbst die Amerikaner gaben zu, dass der sowjetische Farbfilm höchste Wertschätzung verdient.

Mit den Agfa-Filmen wurden in den 1950er-Jahren in der Sowjetunion noch mehr als 100 Filme produziert. Die Anlagen wurden aus deutschen Werken nach Kasan gebracht, wo die Produktion der sowjetischen „Tasma“-Filme gestartet wurde.

 

Quellen:

Zeitung „Wetschernjaja Moskwa“ Nr.98 vom 25. April 1946, Nr.2 vom 2 Januar 1947