In den Jahren der japanischen Besatzung Harbins blieb die einst russische Stadt Harbin unter Kontrolle des „Marionettenstaates“ Mandschukuo. Im August 1945 wurde sie von der Roten Armee befreit.

 

Am 19. August 1946 organisierte das sowjetische Truppenkommando in der Mandschurei eine Versammlung von russischen Intellektuellen Harbins, die zum großen Teil Nachfahren von Soldaten der Weißen Garde waren, die in den 1920er Jahren die Sowjetunion verlassen hatten. Dabei hielt der Marschall der Sowjetunion, Rodion Malinowski, eine Ansprache: „Wir haben im Bürgerkrieg  gegeneinander gekämpft – jeder für seine Idee. Jetzt können Sie sich überzeugen, wer damals Recht hatte.“

Am 26. April überließ das sowjetische Kommando Harbin der chinesischen volksdemokratischen Verwaltung, die von den Kommunisten kontrolliert wurde.

An diesem Tag wurde der Schlusspunkt in der Geschichte des größten Zentrums russischer Immigration im Fernen Osten gesetzt. Harbin war 1898 von russischen Einwanderern gegründet worden. Noch in den 1940er Jahren ähnelte Harbin architektonisch sibirischen Städten. Harbin hatte sich zu diesem Zeitpunkt zu einer internationalen Stadt entwickelt. Neben Chinesen und Russen lebten dort am Anfang des Zweiten Weltkriegs Immigranten aus vielen europäischen Ländern und auch aus den USA: Die Stadtbewohner sprachen insgesamt 45 Sprachen.

1946 war Harbin die größte Stadt, die die Kommunistische Partei Chinas unter ihre Kontrolle nahm. Während des Bürgerkrieges der Jahre 1946 bis 1949 war Harbin das Kraftzentrum der Mandschurischen Revolution – dank seiner entwickelten Infrastruktur und Industrie. Aber obwohl Harbin von der chinesischen Verwaltung übernommen wurde, blieb das sowjetische Protektorat im einstigen Mandschukuo weiter bestehen. Erst 1955 wurde die Stadt endgültig der Volksrepublik China überlassen.

In den späten 1940er und frühen 1950er Jahren verließ die russische Bevölkerung Harbin. Von etwa 200 000 Russen (80 Prozent davon waren frühere Soldaten der Weißen Garde und ihre Familienmitglieder) sind Mitte der 1950er Jahre nur noch etwa 900 in der Stadt geblieben. Fast alle Harbiner wurden nach der Heimkehr in die Sowjetunion in Gefängnisse gesteckt – nur relativ wenige blieben in Freiheit, mussten aber nach Kasachstan ziehen.                     

2006 starb in Harbin die letzte russische Frau aus der Einwohnerschaft der „alten Harbiner“.

Quelle:

M.I. Sadowski. Neuste Geschichte Chinas. 1928-1949. M.: Nauka, 1984.