Am 25. April 1946 wurde der deutschstämmige und eingebürgerte US-Amerikaner Fritz Kuhn aus einem Internierungslager entlassen. Er war überzeugter Antisemit, Abenteurer und Betrüger.

Sein Lebensweg ähnelt dem vieler deutscher Nazis – er war Veteran des Ersten Weltkrieges, der mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde. Anfang der 1920er Jahre wanderte er zunächst nach Mexiko und dann in die USA aus. 1934 erhielt Kuhn die US-Staatsbürgerschaft.

1936 wurde Kuhn Leiter des pronazistischen Amerikadeutschen Bundes. Er begab sich nach Deutschland, um sich mit Hitler zu treffen. Kuhn erwartete einen pompösen Empfang und große finanzielle Unterstützung, doch Hitler beschränkte sich nur damit, dass er ihn „US-Führer“ nannte.

Kuhn organisierte in den USA einige große Nazi-Veranstaltungen, auf denen er die US-Regierung als „jüdisch-bolschewistisch“ und Präsident Roosevelt als eine „jüdische Kreatur“ bezeichnete. In New York kam es bei einer dieser Veranstaltungen zu Massenunruhen. Kuhn geriet ins Visier des bekannten Korruptionsbekämpfers und New Yorker Bürgermeisters Fiorello Henry La Guardia.

Kuhn wurde nicht nur wegen politischer Gründe zur Verantwortung gezogen. Es stellte sich heraus, dass er regelmäßig in die Kasse der Organisation griff und insgesamt 14.000 US-Dollar stahl.  Er selbst behauptete, dass er keine Unterstützung aus Deutschland bekomme, doch als auf Grundlage seines Falls ein Dokumentarfilm gedreht wurde, sagte Kuhn erschrocken: „Wenn Hitler das sieht – da gehe ich bankrott.“ Am 5. Dezember 1939 wurde Kuhn zu fünf Jahren Haft wegen Unterschlagung verurteilt. Am 1. Juni 1943 wurde ihm die US-Staatsbürgerschaft als Agent eines feindlichen Staates entzogen. Am 15. September 1945 wurde er nach Deutschland ausgeliefert, wo er in ein Internierungslager kam.

Nach der Freilassung im April 1946 ließ sich Kuhn in München nieder. Laut Entnazifizierungsgesetz wurde er im Juli 1947 wieder festgenommen. Sechs Monate später floh er, ohne auf seine Gerichtsverhandlung zu warten. Doch wiederum sechs Monate später wurde er nahe Trier gefasst. Kuhn erklärte seine Flucht so: „Die Tür war offen, und ich ging einfach raus.“

Vor Gericht sagte er über seine Nazi-Karriere: „Wer hätte glauben können, dass das so enden wird.“ Fritz Kuhn wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt, aber nach zwei Jahren freigelassen. Kurz danach, im Jahr 1951, starb er „als elender Chemiker, vergessen und ruhmlos“, wie die „New York Times“ schrieb.

Quelle:

Elektronisches FBI-Archiv