Am 20. April 1946 gründete die UNO die Internationale Flüchtlingsorganisation (International Refugee Organization, IRO), die sich um die enorm vielen Flüchtlinge in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg kümmern sollte.

Die Organisation entstand allerdings nicht aus dem Nichts: Zuvor hatte sich die 1943 gegründete United Nations Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA) mit ähnlichen Aufgaben befasst. 52 Länder leisteten ihren Beitrag in Höhe von zwei Prozent ihres BIP im Jahr 1943. Etwa vier Milliarden Dollar wurden für die Bereitstellung von Lebens- und Arzneimitteln für die Flüchtlinge, für die Wiederherstellung der Versorgungsnetze, der Landwirtschaft und Industrie ausgegeben. Unter Mitwirkung der UNRRA konnten etwa sieben Millionen Flüchtlinge und Vertriebene heimkehren. In den Lagern für Flüchtlinge, die nicht in die Heimat zurück wollten, lebten etwa eine Million Menschen.

Zum ersten IRO-Generaldirektor wurde William Hallam ernannt. Die IRO konzentrierte sich vor allem auf Unterstützung der Europäer, vor allem der Holocaust-Opfer und früherer Zwangsarbeiter. Neben ihrer Versorgung mit Bedarfsgütern ging es um ihre Unterstützung bei der Heimkehr bzw. Emigration in andere Länder.

Die IRO beendete ihre Arbeit am 30. September 1953 und wurde durch die UN-Verwaltung für die Angelegenheiten der Flüchtlinge ersetzt, die im Januar 1951 als Teil der UNO gegründet wurde. Zudem wurde im Dezember 1951 das Zwischenstaatliche Komitee für europäische Auswanderung (Intergovernmental Committee for European Migration, ICEM) gegründet.

Die Aktivitäten der IRO wurden kontrovers eingeschätzt. Laut ihrer Satzung mussten internierte Deutsche  nicht versorgt werden, wobei die Zahl deutscher Flüchtlinge die Zahl aller anderen Vertriebenen übertraf. Die IRO handelte nur in den Zuständigkeitsgebieten der westlichen Alliierten, und zwar wegen der Position Josef Stalins zum Thema Vertriebene.

 

Quelle: L. W. Holborn The International Refugee Organization. 1956