Am 10. April veröffentlichte die US-Zeitung „Stars and Stripes“ einen Artikel unter einem Titel, der fälschlicherweise die Annahme nahelegte, dass der sowjetische Ankläger Roman Rudenko den Angeklagten Hermann Göring im Gerichtssaal erschossen hat. Die Headline wurde von einigen Agenturen übernommen und in Umlauf gebracht.

Der Grund dieser Diffamierung war das eine Woche dauernde, an den Nerven dauernde Kreuzverhör Görings. Während des Verhörs trat der Angeklagte so überzeugend auf, dass die Zuschauer im Gerichtssaal den Eindruck hatten, dass die Ankläger an ihm scheitern würden.

Im “Stars und Stripes”-Artikel hieß es, dass Rudenko wütend auf Göring wurde, seine Waffe nahm und ihn erschoss. Ein US-Journalist, der den Prozess in Nürnberg verfolgt hatte, hatte tatsächlich so etwas gesagt. Doch es handelte sich  nur um eine Metapher, die von „Stars und Stripes“ übernommen wurde. Als Journalisten der Zeitung gefragt wurden, warum sie diese irreführende Überschrift gewählt hatten, zuckten sie mit Schultern und sagten: „Als ob Göring es einfacher mit Rudenkos Sperrfeuer an Fragen hatte“.

 

Quellen: Alexander Swjaginzew „Nürnberger Prozesse“

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