Im Jahr 1945 hatte das deutsche Kommando die dänische Insel Bornholm zur Evakuierung seiner Truppen aus dem Kurland-Kessel und der an der Ostseeküste vereinzelt eingekesselten Verbände in Ostpreußen genutzt. Auf der Insel lagen ein Hafen und ein Flugplatz.

Wider die Kapitulationsbedingungen hatten die deutschen Schiffe und Fliegerkräfte bei Bornholm die Gefechte gegen die sowjetischen Truppen nicht eingestellt. Das ließ sich darauf zurückführen, dass die deutschen Kommandeure den Befehl erhalten hatten, die Insel bis zum Eintreffen der britischen Truppen zu verteidigen, vor denen sie dann kapitulieren würden.

Das sowjetische Kommando entschied sich seinerseits für einen Gewalteinsatz. Auf der Insel landeten eine Kompanie von Marinesoldaten und ein Schützenregiment, die die Kapitulation der Deutschen entgegennehmen sollten. Die deutschen Kommandeure wurden gewarnt, dass Luftangriffe folgen würden, wenn sie die Kapitulation verweigern sollten. Die Deutschen gaben auf, und auf der Insel wurde ein sowjetisches Schützenkorps stationiert.

Am 15. Mai 1945 teilte die sowjetische Führung mit, Bornholm sei provisorisch eingenommen worden und werde Dänemark überlassen, sobald entsprechende „Kriegsfragen mit Deutschland geregelt worden“ seien.

Am 5. März 1946 informierte das sowjetische Außenministerium die dänische Regierung, dass es nicht mehr nötig sei, Truppen auf Bornholm zu halten, und forderte Kopenhagen auf, die Insel unter ihre Kontrolle zu nehmen.

Am 4. April wurde das Abkommen über die Überlassung Bornholms an Dänemark unterzeichnet. Am 5. April verließen die letzten sowjetischen Soldaten die Insel. Während ihres dortigen Aufenthalts waren die Insel und der Hafen unter anderem für die Räumung von Minen vom Ostseeboden genutzt worden.

 

Quelle:

Julia Kudrina. „Dänemark in den Jahren des Zweiten Weltkriegs“.