Am 4. April 1946 entschied die Fernöstliche Kommission über die Bestrafung japanischer Kriegsverbrecher. Die Kommission war nach einem Abkommen gebildet worden, das von den Außenminister der Sowjetunion, der USA und Großbritanniens vom 16. bis 26. Dezember 1945 in Moskau verhandelt und geschlossen worden war.

Nach der Niederlage verlor Japan seine Souveränität und wurde von den Amerikanern verwaltet. Aber trotz der Forderungen mancher Politiker und sogar des US-Präsidenten Harry Truman, Kaiser Hirohito als Kriegsverbrecher vor Gericht zu stellen, bestand der Befehlshaber der Besatzungskräfte, General Douglas MacArthur, darauf, dass dieser Kaiser bleiben und die Einheit der japanischen Nation verkörpern durfte.

Der General handelte im Sinne politischer Überlegungen: Die Einstellung der Japaner zu den Besatzungstruppen war feindselig. In Zweifelsfällen neigte die öffentliche Meinung zum Prinzip: „Schlecht, aber japanisch“. Der wachsende Einfluss der Kommunisten und Sozialisten war mit dem Risiko einer ideologischen Annäherung Japans an die Sowjetunion verbunden. Es begann der Kalte Krieg, und die USA brauchten einen Verbündeten im Fernen Osten.

Kaiser Hirohito wurde also von der strafrechtlichen Verantwortung befreit und durfte auf dem Thron bleiben, verlor jedoch einen wesentlichen Teil seiner Macht. Er war nicht mehr „der Herrscher des Reiches“, sondern nur der Verfassungsmonarch.

Hirohito blieb eine wichtige Figur im Leben der Japaner bis zu seinem Tod im Jahr 1989. Der Kaiser spielte eine wesentliche Rolle bei der „Reparatur“ des außenpolitischen Images des Landes, traf sich mit Spitzenpolitikern verschiedener Länder, unter anderem mit US-Präsidenten und mit der britischen Königin Elisabeth II.

 

Quelle:

Herbert Bix. „Hirohito and the Making of Modern Japan”