Am 3. April 1946 veröffentlichte die niederländische Zeitung „Het Parool“ in einem Bericht mit der Überschrift „Kinderstem“ (Kinderstimme) Auszüge aus dem „Tagebuch eines jungen Mädchens“. Das Buch wurde von einem Mädchen geschrieben, das in einem Nazi-Lager ums Leben kam. Später wurde die Niederschrift weltweit bekannt als „Das Tagebuch der Anne Frank“.

Der Artikel wurde vom niederländischen Historiker Jan Romein geschrieben. Die Niederschriften hatte die Ehefrau Romeins von Annas Vater Otto Frank, einem ehemaligen Auschwitz-Häftling und dem einzigen überlebenden Mitglied der Familie, bekommen.

Anne Frank wurde am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main geboren. Seit 1934 lebte sie in Amsterdam, wo sich die jüdische Familie vor der Verfolgung der Nazis retten wollte. 1942 erhielt Anne zu ihrem 13. Geburtstag ein kleines Notizbuch, das zu ihrem Tagebuch wurde.

Seit Juli 1943 versteckte sich die Familie in einem Hinterhaus. Im November schrieb Anne: „Die Deutschen klingeln an jeder Tür und fragen, ob im Haus Juden wohnen… Am Abend, wenn es dunkel ist, sehe ich Kolonnen von Menschen mit weinenden Kindern. Sie gehen, begleitet mit Schlägen, und fallen beinahe hin. Niemand sei geblieben – Greise, Säuglinge, schwangere Frauen, Kranke – alle gingen in diesen Todeszug“.

1944 wurde das Versteck in dem Hinterhaus verraten. Alle, die sich dort aufhielten, wurden ins Übergangslager Westerbork geschickt. Die Eltern kamen nach Auschwitz, wo Mutter Edith an Erschöpfung starb. Die Töchter Margot und Anne starben im Februar 1945 in Bergen-Belsen an Typhus.

Nach der Razzia der Gestapo im Hinterhaus waren Dokumente unentdeckt geblieben, darunter das Tagebuch von Anne. Eine Anwohnerin nahm das Buch an sich, um es der Familie Frank zu übergeben, wenn sie freigelassen wird. So kam das Tagebuch zu ihrem Vater. Der Denunziant konnte nicht festgestellt werden, doch es ist bekannt, dass er 7,5 Gulden für jeden verratenen Juden bekam.

Jan Romein schrieb in seinem Artikel: „Das Tagebuch, das wie mit einer sich überschlagenden Kinderstimme geschrieben wurde, verkörpert den ganzen Schrecken des Faschismus in einem größeren Ausmaß, als alle Beweise, die in Nürnberg vorgelegt wurden“.

Am 25. Juni 1947 wurde das Tagebuch unter dem Titel “Het Achterhuis” (Das Hinterhaus) mit der ersten Auflage von 3000 Exemplaren veröffentlicht. Anschließend wird das Buch in 70 Sprachen übersetzt, dann folgen Filme und Theaterstücke. In Amsterdam wurde das Hinterhaus der Familie Frank wie zur Besatzungszeit wiederaufgebaut. Heute befindet sich dort das Museum “Anne Frank Haus”.

Otto Frank war bis zum Ende seines Lebens gegen die Veröffentlichung des vollständigen Textes. Das Original wurde in einer Schweizer Bank aufbewahrt und 1980 offiziell dem Staatsinstituts für Militärarchive in Amsterdam nach dem Tod Ottos vermacht.

 

Quelle: Jüdische elektronische Enzyklopädie