Am 2. April 1946 begannen die britischen Besatzungsbehörden die Herausgabe der Tageszeitung „Die Welt“ für die deutsche Leserschaft.

Nach dem Krieg mussten die deutschen Medien quasi wiederbelebt werden – bis Mai 1945 waren alle Zeitungen entweder nazistisch oder betont neutral, und deshalb wurde ihre Herausgabe von den Alliierten verboten. Im zerstörten Deutschland mangelte es an Papier, an Druckereien, vor allem aber an Investitionen und am Personal. Die USA gaben in ihrer Besatzungszone die „Allgemeine Zeitung“ in Berlin und die „Neue Zeitung“ in München, die Sowjetunion „Die Tägliche Rundschau“ heraus. „Die Welt“ wurde 1946 in Hamburg herausgegeben – von den Briten.

Für „Die Welt“ wurde die Messlatte von Anfang an sehr hoch gelegt: Die neue Zeitung sollte das Niveau der „Times“ erreichen. Zum Chefredakteur wurde der von den Alliierten aus einem KZ-Lager befreite Journalist Rudolf Küstermeier ernannt.

Am Anfang folgten die Berichte in „Die Welt“ der britischen Politik, aber seit 1947 veröffentlichte die Zeitung zwei Artikel zu den Top-Themen: der probritischen und prodeutschen Ausrichtung. Ende 1946 schickte die Zeitung eigene Korrespondenten in verschiedene Länder.

1948 wurde „Die Welt“ von deutschen Investoren gekauft, und am 1. Juli 1949 verkündete die Redaktion ihre Prinzipien: über allen Parteien zu stehen und bei der Berichterstattung fair und objektiv zu sein. Es ging um Unterstützung des demokratischen Denkens und um die Prägung einer gesunden öffentlichen Meinung in Deutschland. Ende der 1940er-Jahre erreichte die Auflage 600 000 Exemplare.

Am 2. Januar 1950 verließ Küstermeier seinen Posten. Am 21. April wurde die britische Kontrolle aufgehoben. Am 17. September 1953 wurde „Die Welt“ vom Axel-Springer-Verlag gekauft.

Heutzutage gilt „Die Welt“ als konservativ und ist Teil der LENA-Allianz (Leading European Newspaper Alliance), der sechs weitere konservative Zeitungen in Europa angehören.

 

Quelle: Alexej Tarassow, „Presse im Nachkriegs-Deutschland“. „Wlastj“, 2010, Nr. 6.