Am 28. März 1946 schickte der sowjetische Vize-Innenminister, Generaloberst Wassili Tschernyschow, einen Brief an den Stabschef der Streitkräfte, Marschall Alexander Wassilewski. Die Polizeibehörde stimmte der Bitte des Militärs zu, die erste Gruppe von japanischen Kriegsgefangenen (insgesamt 2460) dem Innenministerium zu übergeben - und zwar „wegen mangelnder Räume für die Unterbringung einer solchen Zahl von Kriegsgefangenen in der Fernöstlichen Küstenregion und wegen der unmöglichen Beförderung dieser Kriegsgefangenen ins Hinterland unter den Wetterbedingungen im März“.

Nach Kriegsende befanden sich mehr als 600 000 japanische Kriegsgefangene in der Sowjetunion. Ein Teil von ihnen konnte heimkehren, aber 500 000 blieben im sowjetischen Fernen Osten. Doch für ihre Unterbringung waren keine Bau- und Brennstoffe sowie Lebensmittel vorhanden. In den Lagern hätten wenigstens zusätzliche Baracken oder Zelte aufgestellt werden müssen, doch diese gab es einfach nicht. Im Winter 1945/1946 starben viele Kriegsgefangene wegen Krankheiten und den unerträglichen Lebensbedingungen.

Das Innenministerium verfügte landesweit (auch im Fernen Osten) über eine umfassende Lagerinfrastruktur. Zudem hatte es mehr Erfahrungen bei der Organisation von Zwangsarbeiten als das Militär. Aus den japanischen Kriegsgefangenen, die fortan dem Innenministerium zugeordnet waren, wurden Arbeitsbrigaden gebildet. Für die Disziplin unter den Arbeitern waren japanische Offiziere verantwortlich. Diese Brigaden bauten ausschließlich Arbeitslager.

Laut einem Beschluss des sowjetischen Staatskomitees für Verteidigung vom 23. August 1945 wurden die japanischen Kriegsgefangenen zu diversen Landwirtschaftsarbeiten geschickt, vor allem im Fernen Osten. Sie kamen bei der Holzbeschaffung und beim Bau verschiedener Objekte (auch der Baikal-Amur-Eisenbahn) zum Einsatz. Aber wegen des beträchtlichen finanziellen Aufwands war der wirtschaftliche Nutzen vom Einsatz der Kriegsgefangenen nicht besonders groß.

Schon im Oktober 1946 durften viele Japaner in die Heimat zurückkehren. Die Repatriierung dauerte bis April 1950. Danach blieben in der Sowjetunion nur Japaner, die Kriegsverbrechen begangen hatten und ihre Haftstrafen absitzen mussten.

Quellen:

  • Brief des Vizeinnenministers Tschernyschow an das Ministerium der Streitkräfte hinsichtlich der Einrichtung von drei Arbeitskompanien aus japanischen Kriegsgefangenen vom 28. März 1946
  • Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums Russlands