Am 23. März 1946 legte die Antarktis-Kommission in Buenos Aires die neuen Grenzen für das antarktische Territorium Argentiniens vom 20. Längengrad West bis 74. Längengrad West (ferner Osten der Südlichen Sandwichinseln) fest. Dieser Abschnitt wurde zu Teilen von Chile und Großbritannien beansprucht.

In der Antarktis liegen große Vorräte an Steinkohle, Eisenerz, Kupfer, Zink, Nickel sowie Öl und Gas mit einer möglich Gesamtmenge von 200 Mrd. Barrel – mehr als in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Kuwait. Zudem gab es im 20. Jahrhundert auch andere Gründe, sich diese Gebiete einzuverleiben – die Einrichtung militärischer Raketen- und Marinestützpunkte, Atomenergieobjekten sowie Lagerstätten für Atom- und Giftabfälle.

Seit 1917 begannen Großbritannien, Australien, Frankreich, Chile und Argentinien einseitig die Territorien der Antarktis zu ihren Hoheitsgebieten zu erklären. Zu einem Territorialkonflikt in der Antarktis war es nur wegen des Zweiten Weltkriegs nicht gekommen.

Am 1. Dezember 1959 unterzeichneten zwölf Länder einen Antarktisvertrag, wodurch die Situation „eingefroren“ wurde. Diese Länder verpflichteten sich zudem, keine Atomwaffen zu testen und radioaktive Abfälle in der Antarktis zu lagern, die natürlichen Ressourcen der Region zu schonen. Vor der Unterzeichnung des Vertrags hatten Australien, Argentinien, Großbritannien, Neuseeland, Norwegen, Frankreich und Chile Gebietsansprüche geäußert. Peru, Sowjetunion/Russland, USA und Südafrika behielten sich das Recht vor, Ansprüche zu erheben. Der Vertrag endet 2048. Danach könnten neue Spannungen um die Antarktis ausbrechen.

Argentinien beansprucht bis heute den Status eines Staates auf zwei Kontinenten. Der britisch-argentinische Konflikt um die Falklandinseln (Malwinen) im Jahr 1982 hatte auch einen Antarktis-Hintergrund. Am 23. September 2020 hieß es aus dem Kongress in Buenos Aires erneut, dass die antarktischen Gebiete zu Argentinien gehören. Chile und Großbritannien werden dies als einen feindseligen Akt einstufen.

 

Quelle: J. Astachow „Argentinische Projektion der Russischen Welt“, „Ibeoamerikanische Hefte“, Ausgabe 3 (5) 2014.