Am 18. März 1946 tauschten die Vertreter der Sowjetunion und der Schweiz in Belgrad, der Hauptstadt Jugoslawiens, Schreiben über die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zwischen den Staaten aus.

Die diplomatischen Kontakte zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und Sowjetrussland waren Anfang 1918 mit der Ankunft der diplomatischen Mission von Jan Bersin in der Schweiz aufgenommen worden. Doch am 12. November wurden Bersin und seine Berater wegen des Vorwurfs der Revolutionspropaganda aus der Schweiz ausgewiesen.

Am 10. Mai 1923 wurde auf einer internationalen Konferenz in Lausanne der ständige Vertreter der Sowjetunion, Wazlaw Worowski, von dem ehemaligen Offizier der Weißen Armee und Schweizer Staatsbürger Maurice Conradi durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet. Am 20. Juni 1923 wurde durch das Zentrale Exekutivkomitee der RSFSR ein „Erlass über den Boykott der Schweiz“ verabschiedet, der den faktischen und dokumentarischen Abbruch der Beziehungen bedeutete.

Eine Ausnahme war das Handelsabkommen zwischen den beiden Ländern, das vom 24. Februar bis 22. Juni 1941 in Kraft war. Im Rahmen dieser Übereinkunft wurden sowjetische Waren im Gesamtwert von 50 Millionen Schweizer Franken in die Schweiz geliefert.

Im Juni 1945 warfen sowjetische Medien der Schweiz vor, ehemalige sowjetische Gefangene in einem Flüchtlingslager schlecht zu behandeln. Demnach sollen die Schweizer die sowjetischen Soldaten an der Rückkehr in die Heimat gehindert haben. Im Anschluss lud der Schweizer Außenminister Max Petitpierre (später wird er dreimal zum Bundespräsidenten gewählt) die sowjetische Delegation zur Prüfung der Fakten ein. Am 27. Juni 1945 traf die sowjetische Delegation unter Leitung von General Alexander Wichorew in der Schweiz ein. Bereits vom 11. bis 30. August reisten 7097 Sowjetbürger via Österreich zurück in ihre Heimat.

Im September 1945 berichtete der Schweizer Botschafter in Belgrad, Eduard Zellweger, seinem Minister Max Petitpierre von seinen guten Beziehungen zum sowjetischen Botschafter Iwan Sadtschikow. Das Schweizer Außenministerium drückte in einer besonderen Note sein Bedauern wegen der fehlenden diplomatischen Beziehungen mit Moskau aus. Am 18. März 1946 tauschten die Vertreter der Sowjetunion und der Schweiz in Belgrad Briefe über die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen auf der Ebene von Missionen aus. Am 30. April 1946 wurde Oberst Hermann Flückiger zum Leiter der diplomatischen Mission in Moskau ernannt.

Die Mission der Sowjetunion in der Schweiz wird erst 1955 in eine Botschaft umgewandelt. Die Schweizer Mission in der Sowjetunion wird 1957 zur Botschaft.

Quelle:

„Prawda“, Nr.67 (10149), 20. März 1946