Am 12. März wurde der faschistische Führer Ungarns Ferenc Szálasi im Hof eines Gefängnisses in Budapest gehängt.
Zu Lebzeiten war Szálasi Major des Generalstabs der ungarischen Armee. 1933 wechselte er von der Armee in die Politik. Er war ein überzeugter Nazi. 1935 gründete er die Partei des nationalen Willens, die bald wegen ihres Nationalismus verboten wurde. Dann gründete er eine neue Partei – die Ungarische Nationalsozialistische Partei. 1938 wurde er auf Anweisung des ungarischen Staatschefs Miklos Horthy festgenommen. Die auf freiem Fuß gebliebenen Anhänger Szálasis gründeten die Nazi-Bewegung „Pfeilkreuzler“, die die ungarischen Behörden wegen ihrer unzureichenden Härte und geringfügigen Beteiligung am Krieg auf Hitlers Seite kritisierten. (Später wird sich Horthy den Anstrengungen Hitlers zur „endgültigen Lösung der Juden-Frage“ widersetzen, weshalb die ungarischen Juden die letzten Passagiere der in die Todeslager fahrenden Züge sein werden.)
1944 suchte Horthy nach Wegen, aus dem Krieg auszutreten, doch Hitler konnte sich den Verlust eines Verbündeten nicht leisten. Deswegen leitete Deutschland im Oktober bei dem Unternehmen Panzerfaust einen Staatsstreich in Ungarn ein. Ferenc Szálasi kam an die Macht.
Noch am selben Tag erklärte sich er zum „Führer der Nation“, benannte den Staat in Ungarische Union der alten Gebiete um, hob den Waffenstillstand mit der Sowjetunion auf und erklärte die totale Mobilmachung. Er begann unverzüglich mit Massenerschießungen von Juden und Sinti und Roma – darunter die später bekanntgewordene Erschießung an der Donau in Budapest – und ließ Todesmärsche organisieren, als jüdische KZ-Häftlinge zu Fuß in deutsche Lager getrieben wurden. Die Gräueltaten Szálasis gingen in die Geschichte als eine der grausamsten Seiten des Holocaust ein.
Szálasi floh zwei Wochen vor der Erstürmung Budapest durch die Rote Armee aus der Hauptstadt. Er ging nach Österreich, wurde aber von Amerikanern festgenommen und an die ungarischen Behörden ausgeliefert.
Im Februar 1946 verurteilte ein ungarisches Gericht Ferenc Szálasi zur Todesstrafe. Am 12. März wurden der „Führer der Nation“ und drei seiner Mitstreiter gehängt.
Nach seiner Hinrichtung emigrierte die Pfeilkreuzler-Bewegung. Ein Teil der ungarischen Nazis floh nach Venezuela und in andere lateinamerikanische Länder, von wo sie propagandistisch arbeiteten und um neue Mitglieder warben. Die „Pfeilkreuzler“ wurden erst 1995, mit dem Tod des letzten Anführers, endgültig aufgelöst.
Quelle:
Zeitung „Prawda“, Nr.61 (10143), 13. März 1946