Am 7. März 1946 mussten 167 Einwohner des Bikini-Atolls (einer der Marshall-Inseln im Stillen Ozean) wegen der „Crossroads“-Operation evakuiert werden. Dabei handelt es sich um die zweite Serie der US-amerikanischen Atomwaffentests. Neun von insgesamt elf Familienoberhäuptern entschieden sich für einen Umzug auf das Rongerik-Atoll, dessen Fläche aber sechs Mal kleiner als die des Bikini-Atolls war.

Die evakuierten Menschen wurden mit US-Landungsschiffen nach Rongerik gebracht. Sie bekamen gewisse Lebensmittel- und Wasservorräte und wurden dort für mehrere Wochen allein gelassen. Schon bald litten die Vertriebenen unter Lebensmittelmangel. Hinzu kam, dass sie verseuchten Fisch aus dem Ozean verzehrten.

Zahlreiche Forscher, insbesondere Teilnehmer des US-amerikanischen „Project Manhattan“, hatten gewarnt, dass die Atomwaffentests gefährlich für die Umwelt wären, dass das verseuchte Wasser lebensgefährlich werden könnte. US-Außenminister James Byrnes, der ein Jahr zuvor dem Physiker Leo Szilard gesagt hatte, „das öffentliche Demonstrieren der Bombe sollte Russland möglichst lenkbarer machen“, erklärte am 22. März: „Aus Sicht der internationalen Beziehungen wäre es gut, wenn die Tests verschoben oder überhaupt nie stattfinden würden.“ Er konnte Präsident Harry Truman überreden, den ersten Test um sechs Wochen zu verlegen: vom 15. Mai auf den 1. Juli.

Der Chemiker Glenn Theodore Seaborg, der am längsten an der Spitze der US-amerikanischen Atomenergiekommission stand, nannte diesen Test „die erste Atomkatastrophe der Welt“.

In den 1950er Jahren wurde das Bikini-Atoll wegen einer ganzen Reihe von thermonuklearen Explosionen endgültig unbrauchbar für Landwirtschaft und Fischfang. Wegen der radioaktiven Verseuchung blieb Bikini bis 2010 unbewohnt. Zwischen 1946 und 1958 wurden dort insgesamt 67 Atomwaffentests durchgeführt.

1968 erklärte man in Washington, das Atoll wäre ungefährlich für das Leben. Aber laut Experten der Columbia University war der Plutonium-Gehalt auf einigen Marshall-Inseln 1000 Mal größer als auf dem Gelände des Atomkraftwerkes Tschernobyl.

 

Quelle:

Jonathan Weisgall. Operation Crossroads: The Atomic Tests at Bikini Atoll. Annapolis, Maryland: Naval Institute Press, 1994.