Am 28. Februar 1946 wurde Friedrich Flick, einer der größten Unternehmer Deutschlands, in Frankfurt am Main von den US-amerikanischen Besatzungsbehörden festgenommen und in ein Gefängnis in Landsberg überführt.
Der US-amerikanische Beauftragte für die Entkartellisierung Deutschlands empfahl, Flick zu verhaften und als Kriegsverbrecher vor Gericht zu stellen.
Flick hatte seit den frühen 1930er-Jahren die Nazis unterstützt. Nach ihrer Machtübernahme gelang es ihm, durch Konfiszierung von Unternehmen, die früher Juden gehört hatten, sein Firmen-Imperium auszubauen. Unter anderem gründete er in dieser Zeit seinen Stahlkonzern „Friedrich Flick“. In seinen Betrieben waren mehr als 50 000 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge tätig.
Flick gehörte zu den so genannten „Freunden des SS-Reichsführers“, der Organisation, die Unternehmer vereinigte, die das Nazi-Regime unterstützten. 1940 sagte er dem „Nazi Nummer zwei“, Hermann Göring:
„Meine Betriebsgruppe passt besonders gut für die Verwaltung von Betrieben in Lothringen… Ich wäre Ihnen zu Dank verpflichtet, lieber Reichsmarschall, wenn Sie die Hombach-Hüttenbetriebe meiner Gruppe überlassen würden.“
Und bald bekam er sie tatsächlich.
Am 8. Februar 1947 wurde Friedrich Flick offiziell angeklagt. Der Gerichtsprozess dauerte vom 19. April bis 22. Dezember 1947 und wurde zu einem der zwölf Nürnberger Prozesse gegen die militärische, politische und wirtschaftliche Führung Nazi-Deutschlands, die nach dem Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher stattfanden.
Flick wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt, bekam aber als einziger unter allen verurteilten Unternehmern die Genehmigung, im Gefängnis Sitzungen des Aufsichtsrats seines Konzerns durchzuführen.
Im Januar 1951 wurden alle verhafteten Unternehmer wieder freigelassen. Flick baute sein Unternehmen wieder auf, das zum größten Hütten- und Rüstungskonzern in der Bundesrepublik wurde. 1955 kontrollierte Flick etwa 5000 Unternehmen (insbesondere Daimler-Benz). Friedrich Flick wurde zum reichsten Mann im Nachkriegsdeutschland und zum fünftreichsten in der Welt.
Quelle:
Zeitung „Iswestija“, 1. März 1946.