Am 16. Februar 1946 wurde der italienische Marschall Rodolfo Graziani den italienischen Behörden übergeben und in ein Gefängnis auf der Procida-Insel nahe Neapel gebracht. Zuvor befand er sich im Kriegsgefangenenlager Cap Matifou (Algerien), wohin er gelang, nachdem er sich Ende April 1945 nach der Kapitulation der deutschen Truppen in Italien den Alliierten ergeben hatte.

Während des Zweiten Weltkriegs war Graziani Kriegsminister in der faschistischen Regierung von Benito Mussolini. Er erlangte Bekanntheit wegen seiner grausamen Methoden zur Bekämpfung des Widerstands in Afrika, als er die italienischen Truppen in Libyen befehligte und Generalgouverneur von Italienisch-Somaliland und Vizekönig von Äthiopien war. Er schuf ein Netz von KZ- und Arbeitslagern, wo Dutzende Tausend Libyer ums Leben kamen, setzte verbotene C-Waffen gegen äthiopische Aufständische ein, richtete den Anführer des beduinischen Aufstands hin. Wegen dieser Kriegsverbrechen bekam er den Beinamen „Äthiopischer Fleischer“.

1948 wurde Rodolfo Graziani vom italienischen Militärgerichtshof zu 19 Jahren Haft wegen Kollaboration und Kriegsverbrechen verurteilt. Nach vier Monaten wurde er amnestiert.

Anfang der 1950er Jahre schloss sich Graziani der neofaschistischen Bewegung an, 1953 wurde er Ehrenvorsitzender der neofaschistischen Italienischen Sozialbewegung.

Quelle:

Zeitung „Prawda“ Nr. 43 (10125) vom 20. Februar 1946