Am 7. Februar 1946 wurden bei einem Verhör des ehemaligen Kommandeurs Andrej Wlassow wichtige Details zur Schaffung des Komitees zur Befreiung der Völker Russlands, des politischen Zentrums der Russischen Befreiungsarmee, bekannt.

Die Russische Befreiungsarmee mit Generalleutnant Andrej Wlassow an der Spitze wurde am 27. Dezember 1942 von sowjetischen Gefangenen gebildet, die auf die Seite des Feindes übergelaufen und in die Wehrmacht aufgenommen worden waren. Die Kollaborateure verfolgten das Ziel, mit Unterstützung des Dritten Reichs die sowjetische Macht in Moskau zu stürzen.

Im Mai 1945 wurde Wlassow von sowjetischen Truppen festgenommen, viele Soldaten und Offiziere seiner Armee gerieten in Gefangenschaft. Sofort begannen die Ermittlungen.

Das Verhör erfolgt durch den Leiter der Ermittlungsabteilung der Hauptverwaltung des militärischen Nachrichtendienstes „SMERSch“, Oberstleutnant Sokolow.

„Sokolow: Auf vielen Fotos, die bei ihrer Festnahme entnommen wurden, ist ein und dieselbe Frau zu sehen. Nennen Sie ihren Familiennamen.

Wlassow: Das ist eine Deutsche – Adel Bielenberg.

Sokolow: Kannten Sie sie näher?

Wlassow: Ja, im April 1945 ging ich eine Ehe mit Bielenberg ein, die gemäß allen Formalitäten in Deutschland dokumentiert wurde.

Sokolow: Mit diesem Akt schworen Sie von der eigenen Familie ab, die sich auf dem sowjetischen Territorium befand, richtig?

Wlassow: Ja, ich brach alle Verbindungen, die mich mit der Heimat verbanden, ab. Im August 1944, als ich sah, dass Himmler mich aus irgendeinem Grund nicht empfangen will, fuhr ich zusammen mit dem Deutschen Strik-Strikfeldt von Berlin nach Ruhpolding, 20 km von Salzburg entfernt. In Ruhpolding lernte ich Bielenberg kennen, die dort ein Ferienhaus für verwundete deutsche Soldaten leitete. Ich erfuhr, dass ihr Ehemann, der früher ein bekannter SS-Vertreter war, 1943 in der Region Kuban getötet wurde, und dass ihr Bruder Himmler kannte. Ich beschloss, Bielenberg zu heiraten. Auf diese Weise wollte ich in SS-Kreise gelangen und die Festigkeit meiner Verbindungen mit den Deutschen unterstreichen. Ich schloss die Möglichkeit nicht aus, über den Bruder Bielenbergs Zugang zu Himmler zu bekommen. Es war für mich nicht schwer, Bielenberg zu überreden, meine Frau zu werden. Ich vermutete, dass Himmler über meine Beziehungen mit Bielenberg erfahren wird, und ich setzte in meinen Gesprächen mit ihr beharrlich den Gedanken durch, dass, wenn ich größeren Handlungsspielraum bekäme, ich aus Kriegsgefangenen eine kampffähige Armee bilden würde, welche die Deutschen im Krieg gegen die Sowjetunion unterstützen wird. Ich kann nicht behaupten, dass diese Gespräche die weiteren Ereignisse beeinflussten, doch wie ich bereits sagte, wurde ich am 18. September 1944 von Ruhpolding zu Himmler eingeladen. Ich wurde von ihm beauftragt, ein Komitee zur Befreiung der Völker Russlands zu bilden. Später erlaubte Himmler mir, Bielenberg zu heiraten“.

Der Gerichtsprozess gegen Wlassow und seine Mitstreiter findet vom 30. Juli bis 1. August 1946 in Moskau statt.

Quelle:

General Wlassow, Geschichte eines Verrats. Sammelbuch von Dokumenten