Am 6. Februar 1946 brach in einer Sitzung anlässlich des Abschlusses des Internationalen und Allpolnischen Kongresses der ehemaligen politischen Gefangenen der deutsch-faschistischen KZ-Lager eine heiße Diskussion über das Urteil gegen die Nazi-Verbrecher, die bei den Nürnberger Prozessen vor Gericht standen, aus.
Die sowjetische Delegation reichte den Entwurf eines Appells an den Internationalen Militärgerichtshof ein, in dem die höchste Strafe für die Angeklagten gefordert wurde:
„Damit die Welt nicht wieder in das Blutbad eines imperialistischen Krieges versinkt, fordern wir eine harte Strafe für die größten deutschen Kriegsverbrecher und alle faschistischen Vollstrecker von blutigen Gräueltaten. (…)
Die Todesstrafe ist die einzige Strafmaßnahme für die deutsch-faschistischen Verbrecher“.
Die niederländische Delegation widersprach dem sowjetischen Vorstoß. Um ihre Position zum Ausdruck zu bringen, lud sie Prof.jur. Bennelen zu der Tagung ein. Er sagte, dass solche Forderungen den Gerichtshof unter Druck setzen und „internationales Recht“ verletzen würden. Darauf sagte der Chef der sowjetischen Delegation Siwolobow: „Diese Tagung ist kein Kurs der Rechtswissenschaften, sondern eine Tagung von politischen Gefangenen, die alle Schrecken der faschistischen Gefängnisse persönlich erlebten“.
Der Appell wurde von Vertretern aller Delegationen der Tagung außer der niederländischen unterzeichnet.
Der Allpolnische Kongress der ehemaligen politischen Gefangenen der Hitler-Gefängnisse und KZ-Lager wurde 1946 nach der Vereinigung der zuvor bestehenden lokalen Verbände und Vereinigungen der ehemaligen Gefangenen ins Leben gerufen. Das Ziel der Organisation war die Leistung materieller und moralischer Hilfe für die Betroffenen und ihre Familienmitglieder sowie die Teilnahme am Wiederaufbau des Landes. Die Organisation verfügte über eigene Ferienhäuser, Sanatorien und Herbergen.
1949 fusionierte der Kongress mit ähnlichen polnischen Organisationen – es wurde die Union der Kämpfer für Freiheit und Demokratie, die sich für die Rechte der Veteranen einsetzte, gebildet.
Quellen:
Zeitung „Prawda“ Nr. 34 (10116) vom 9. Februar 1946
Polnisches digitales Nationalarchiv