Am 24. Januar 1946 wurde der ehemalige Chefredakteur der Zeitung „Les Nouveaux Temps“, Jean Luchaire, zur Todesstrafe, Entzug der bürgerlichen Rechte und Vermögensentziehung verurteilt.

Mit Beginn seiner Journalistenkarriere warb Luchaire noch vor der Etablierung des Nazi-Regimes in Deutschland für die Annäherung Frankreichs mit Deutschland. 1930 lernte er Otto Abetz, den künftigen deutschen Botschafter in Paris und einen der Leiter der deutschen Besatzungsbehörden, kennen, der Freund und Gleichgesinnter wurde.

Nach dem Wechsel des politischen Regimes in Deutschland glaubte Luchaire weiterhin an die Idee einer Zusammenarbeit der beiden Mächte. Im November 1940 gründete er mit Zustimmung von Otto Abetz die Kollaborations-Zeitung „Les Nouveaux Temps“ und wurde damit zum „Wortführer“ des Dritten Reichs in Frankreich. Die Zeitung war kommerziell nicht erfolgreich – alle Verluste wurden durch die Deutschen gedeckt.

1941 übernahm Luchaire die Leitung der Korporation der französischen Presse, die die gesamte Kollaborations-Presse im besetzten Frankreich unter ihrem Dach vereinigte.

Kurz vor der Befreiung von Paris flüchtete Luchaire im August 1944 mit anderen Anhängern des Vichy-Regimes aus Frankreich und ließ sich im Schloss Sigmaringen nieder. Dort wurde eine Vichy-Exilregierung ausgerufen – eine Französische Regierungskommission zum Schutz der nationalen Interessen. Als Beauftragter für Informationsfragen setzte Luchaire seine Journalistentätigkeit fort – er gründete den Kollaborations-Radiosender „Ici la France“ und die offizielle Zeitung der Kommission, „La France“.

Am 23. April 1945 kamen die Alliierten nach Sigmaringen. Luchaire flüchtete. Er ersuchte um politisches Asyl in Liechtenstein und in der Schweiz, doch im Mai 1945 wurde er von Amerikanern in den italienischen Alpen festgenommen, an Frankreich übergeben und wegen Kollaboration vor Gericht gestellt.

Am 22. Februar 1946 wurde Jean Luchaire in Fort de Chatillon bei Paris hingerichtet.

Quellen:

Zeitung „Iswestija“ Nr. 23 (8939) vom 26. Januar 1946