Im Rahmen der Dokumentationsreihe „Völkermord. Der Plan des Reichs“, die vom Projekt „Nuremberg. Casus pacis“ zusammen mit der Versammlung der Völker Eurasiens und dem Historiker, Präsident der Stiftung „Digitale Geschichte“, Jegor Jakowlew umgesetzt wird, wird ein Auszug aus einem Dokument veröffentlicht, das die Pläne der gezielten Vernichtung der Bevölkerung im Osten während des Zweiten Weltkriegs bestätigt.

24. April 1943: Auszug aus der Rede des SS-Reichsführers Heinrich Himmler im Universitätsgebäude in Charkow vor den Kommandeuren dreier SS-Divisionen*:

                                                                                                                             

Meine SS-Führer!

Es ist vielleicht sehr eigenartig, dass wir hier uns in einer Hochschule der russischen Stadt, hier in Charkow treffen, in diesem Charkow, das eine große Rolle gespielt hat in der Kriegsgeschichte und spielen wird. Bis zum vorigen Jahr war es nicht von nicht allzu großer Bedeutung.  In diesem Jahr ist es im umgekehrten Sinn wie Stalingrad eine Schicksalsstadt für deutsche Kriegsgeschichte geworden. Ich habe sie hier, die Kommandeure der drei SS-Divisionen, die an diesem Feldzug von Dnjepr nach Charkow teilgenommen haben, und die diesen Feldzug allein und ausschlaggebend durchführten, ich habe sie hier gemeinsam zusammen gebeten, um, so wie es bei uns seit vielen vielen Jahren ist, seit es diese Schutzstaffel gibt, uns wieder einmal zu treffen, um wieder einmal einige Dinge über Vergangenheit und Zukunft festzustellen.

Ich möchte wieder ein paar Worte über die gesamte Lage und Situation schreiben. 

Deutschland steht heute überall an den Grenzen Europas. Diese Grenzen Europas gehen heraus bis zum Nordkap, die norwegischen Küste herunter, Dänemark, Niederlande, Belgien, Frankreich und springen herüber nach Afrika, bis zum Tunis, gehen herüber bis an die Grenzen, die durch das Meer bestimmt sind, durch Griechenland, dann Kreta und bis an die Grenze der neutralen Staaten, Türkei, Bulgarien, um hier wieder im Osten zu kommen. Ich möchte das bezeichnen - das ist die große Festung Europa.

Es wird sicherlich der Fall sein, dass der Gegner – heute, oder morgen oder übermorgen – oder an irgendeinem anderen Zeitpunkt den Versuch unternimmt, da oder dort in diese Festung Europa einzubrechen. Das wird sicherlich der Fall sein. Es mag sein, dass er an den Stellen, die wir nicht persönlich verantwortlich in Hand haben oder mit unseren Waffen verteidigen, da oder dort, einen Einbruch wird erzielen können, für kurze oder längere Zeit. Etwas steht fest: wenn wir den Gegner nur aufkommen, einmal auf dem Festland, wo wir nicht vom Nachschub aufs Meer abhängen, zu fassen bekommen, dann soll es für uns kein Pech sein. Hier im Osten liegt doch insgesamt die Entscheidung. Die Festung Europa mit ihren Grenzen wird so lange wie es notwendig ist und muss so lange wie es notwendig ist, gehalten werden und wird auch gehalten werden. Hier im Osten ist die Entscheidung, dass dieser russische Gegner, das dieses 200 Millionen Volk der Russen, militärisch, blutig, männermäßig vernichtet und ausgeblutet wird.

Es ist ohne Zweifel, dass wir alle in Europa, und hier auch wir Deutsche nicht ausgeschlossen, diese Russen unterschätzt haben. Wir haben unterschätzt, es in seiner brutalen Organisation überblickten. Wir haben nicht gleich bemerkt, dass in diesem Russland dasselbe vor sich gegangen ist, was vor sieben Jahrhunderten etwas weiter im Osten, nämlich in der Mongolei vor sich ging. Dass ein brutaler Diktator, ein Gigant, ein aus Asien entsprungener Khan, Kagan, Großkhan, dass er im Verlauf eines kurzen Menschenalters diese Kräfte mobilisiert hat, sie in asiatischer Form in Form gebracht hat, gerüstet hat, um einen Siegeszug nach den Westen anzutreten.

Bei diesem Punkt möchte ich ein ganz kleiner Augenblick verweilen. Man kann es nicht oft genug wiederholen, und kann gar nicht stark genug in unseren Herzen, unser Gehirn hineinbringen, für heute und für die Zukunft.  Und das sollen wir merken, dass es nicht der letzte Krieg sein wird, den wir mit Asien führen, es ist einer der Kriege, den wir mit Asien im Laufe der Geschichte geführt haben und führen werden.  Das fing an mit den Hunnen, das setzt sich fort im jahrhundertelangen Kampf mit Madjaren und Awaren, die in den Herz Deutschlands, bis in den Harz, bis nach Quedlinburg, bis nach Augsburg vorstoßen, es war ewig ein Herd der Unruhe, bis sie um das Jahr 1000 endlich zur Ruhe gebracht werden. Das setzt sich fort im Mongolensturm. Wir wollen uns kriegsgeschichtlich einmal darüber klar sein: nicht aus der Kraft der deutschen Ritterschaft in Niederschlesien bei Wahlstedt ist er zum Stehen gekommen, sondern aus der geschichtlichen Zufälligkeit, weil der damalige Chan in der Mongolei gestorben war und  Neuer gewählt werden musste. Damals die ganzen Feldführer, die ganzen Prinzen aus dem Genghis-Khan-Geschlecht, sie mussten zu diesem Kurultay, dieser Wahlversammlung. Deswegen zogen sie Heere ab. Es war damals keine Heeresorganisation in ganz Europa, in der ganzen Welt, die fähig gewesen wäre, Mongolen standzuhalten. Bei allem Stolz auf unsere modernen Leistungen und Festigkeit in den Kämpfen von noch nie da gewesenem Ausmaß, von Grausamkeit mit noch nie da gewesenem Ausmaß, soll man vorsichtig sein. Denn immerhin bemerkenswert ist, dass Asien damals schon die Kraft, die gefährliche Kraft aufbrachte – mit einer breiten Armee von 200.000 Reitern, von denen jeder drei bis vier Pferde hatte, 2000 km über die Wüste Gobi zu reiten und dann siegreich zu kämpfen. Eine organisatorische Leistung, von der jeder deutsche Generalquartiermeister den Hut abziehen konnte! Eine organisatorische Leistung, die uns warnen mag, denn dieses Erbe improvisierten Könnens über die Goldene Horde an die Russen gegangen war. Wir haben das am eigenen Leib erlebt.

Und nun ist dieser Sturm aus Asien von diesem 200 Millionen Volk. Wir haben sicherlich gedacht, dass wir die Russen im Material zunächst kaputt kriegen können. Ich habe die feste Überzeugung, dass wir ihre Menschen kaputt bekommen. 200 Millionen. Von diesen 200 Millionen Russen, wenn nüchtern festzustellen, voriges Jahr bereits das Geburtsjahr 1926 eingesetzt, und voriges Jahr bereits die Jahrgänge 1880er, nach Meldungen bis Feststellungen, die mit bekannt sind, bis zum Jahr 1885 einberufen. Er hat also sein Volk ungeheuer stark heranholen müssen.

Ich glaube, und ich glaube, ich spreche hier gerade zu denen, die das selbstverständlich verstehen, dass wir unser Krieg zu den Weiten führen müssen – wie nehmen wir den Russen – am meisten tot oder lebendig Menschen weg? Wir nehmen sie totschlagend oder nehmen sie in Gefangenschaft führend  oder zur Arbeit zwingend. Wir werden uns bemühen, ein Gebiet, das wir einnehmen, oder ein Gebiet, das wir abstoßen, den Raum, den wir dem Gegner zuschieben, dass in diesem Raum keine Menschen mehr bleiben dürfen. Entweder sie müssen abgeführt werden nach Deutschland und dann in Deutschland Arbeitskraft sein, oder sie werden eben im Kampf fallen. Ein Wiederzuschieben von Menschen, dann werden sie neue Arbeitskraft haben, die er rekrutieren kann, das wäre absolut falsch.

Wenn wir – und das bin ich überzeugt – dass wir in diesem Jahr diesen Krieg konsequent auf diese Menschenvernichtung hinführen, dann habe ich persönlich keine Zweifel, dass der Russe in seiner Kraft im Laufe dieses Jahres und des nächsten Winters ausgeblutet ist. Ich habe diese Hoffnung weder im Jahr 1941, noch im Jahr 1942 ausgesprochen. Ich persönlich  habe immer basierend auf der Rechnung von rund 200 Millionen Menschen, die den Russen zur Verfügung stehen, mit ihren brutalen Arten der Rekrutierung, immer damit gerechnet, dass der Russe immer noch Menschen hat. Gerade weil ich in den vergangenen zwei Jahren in meiner Beurteilung auf dieses Menschengebiet absolut nüchtern gewesen bin, und mir auch immer nüchtern die Zahlen betrachtet habe, gerade auf Grundlage dieser nüchternen Betrachtungen komme ich zur Überzeugung, dass das Ausbluten dieses Volkskörpers, genannt Russen, möglich ist, und zwar innerhalb der nächsten 12 Monate.

Das ist insgesamt, in ganz ganz großen Strichen, meines Erachtens die Kriegslage.

(...)

 

*Dokument und Fotokopie: BA NS 19/4010. Audiodatei: NARA, Tape 242-214, https://archive.org/details/19430324HeinrichHimmlerRedeVorSSFuehrernImUniversitaetsgebaeudeVonCharkow60m46s.