Die Plünderung der von Hitler-Anhängern besetzten Gebiete ist nicht als ein Plünderungsexzess zu sehen, sondern als eine systematische Politik.

Mit Hitlers Befehl vom 29. Januar 1940 wurde einer der einflussreichsten NSDAP-Ideologen zum Chef der Rauborganisation für Kunst- und Kulturgüter in den europäischen Ländern ernannt. Die innerhalb des Außenpolitischen Amts der NSDAP etablierte Organisation erhielt den Namen Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR).

Die Deutschen nahmen Bücher, religiöse Gegenstände und Kunstobjekte mit und machten Aufzeichnungen über die Beute in Inventarbüchern. Aufgrund dessen konnten die Ankläger bei den Nürnberger Prozessen teilweise Beweise für die vom Nazi-Regime verübten Diebstähle vorlegen. Die amerikanischen Truppen entdeckten 39 Bände der Inventarbücher, die 2500 Bilder der erbeuten Gegenstände enthielten. Von 1940 bis 1944 wurden aus den Ländern Westeuropas insgesamt 21.903 Werke der bildenden und angewandten Kunst gestohlen. Für die Katalogisierung des gesamten Diebstahls müsste es etwa 400 solche Bände gegeben haben.

Obwohl der ERR auf die Konfiskation des Vermögens von „Reichsfeinden“ abzielte, ging es in erster Linie um die Juden; seine Operationen betrafen alle Einwohner der okkupierten Territorien. Die Deutschen führten Einsätze in allen Wohnungen durch. In der Kopie des Berichts des Direktors des westlichen Büros des Rosenberg-Stabs, der von der amerikanischen Anklage bei den Nürnberger Prozessen vorgestellt wurde, gibt es folgende Angaben über die französische Hauptstadt. In Paris beschlagnahmten die Deutschen in mehr als 38.000 Wohnungen das Vermögen. Im Durchschnitt nutzten sie für dessen Transport 150 Lkws pro Tag mit dem Einsatz von 1200 bis 1500 Lastträgern. Insgesamt wurden 26.000 Eisenbahnwagons benötigt, um das Vermögen ins Reich zu schaffen.

Die Plünderungen beschränkten sich nicht nur auf Kunstwerke und persönliches Eigentum. Aus Frankreich wurden 178.569.550 Tonnen Rohstoff und Industrieausrüstung im Wert von 9.759.861.000 Franken sowie Millionen Tonnen Lebensmittel entwendet. Darunter auch:

  • 460.000 Tonnen Kondens- und Trockenmilch,
  • 76.000 Tonnen Butter, 
  • 49.000 Tonnen Käse, 
  • 7.647.000.76 Hektoliter Wein
  • und 87.000.000 Flaschen Sekt.

Nach Schätzung der sowjetischen Anklageseite haben die Besatzer auf dem Territorium der Sowjetunion mehr als sechs Millionen Gebäude zerstört, darunter 427 Museen sowie 2508 Tempel und Synagogen. Aus Estland wurden 10.000 Kunstwerke ausgeführt. In Riga wurden 100.000 Wertbücher und in Kiew mehr als vier Millionen Bücher sowie Handschriften gestohlen.

Unter den von den Plünderungen betroffenen Ländern wurden in der Anklageschrift Norwegen, Belgien, Holland, Luxemburg, Polen, Ungarn, Jugoslawien, Griechenland und die Tschechoslowakei genannt. In der Tschechoslowakei stahlen die Nazi-Anhänger den ganzen Goldfonds mit einem Gewicht von 23.000 Kilogramm. 

Quellen:

  • Wortlaut der Nürnberger Prozesse. Band I, Band III. Übersetzung aus dem Englischen und Zusammenstellung – Sergej Miroschnitschenko, 2018.
  • Führererlass vom 1. März 1942 / Archive der Monuments Men Foundation for the Preservation of Art
  • Alfred Rosenberg. Memorandum an den Führer vom 18. Dezember 1941 (Vermerk „Geheim“). Über das Eigentum der Juden in Frankreich / Archive der Monuments Men Foundation for the Preservation of Art