Bis Mitte April 1946 versuchten die Angeklagten in Nürnberg immer noch die Massenmorde in den KZ-Lagern abzustreiten und behaupteten, es handle sich um Propaganda und Übertreibung. Doch dann trat jemand in den Zeugenstand, der unverhohlen sagte, dass er persönlich 2,5 Mio. Gefangene in den Tod schickte und die „Endlösung der jüdischen Frage“ betrieb: Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß. In diesem Artikel gehen wir näher ein auf die Kommandanten der KZ-Lager, die die Massentötungen organisierten, ein.

„Kauffmann (Kurt Kauffmann – Anwalt des Angeklagten Ernst Kaltenbrunner – Anm.):

Waren sie 1940 bis 1943 Lagerkommandant von Auschwitz?

Höß: Ja wohl.

Kauffmann: In dieser Zeit sind Hunderttausende Menschen dort in den Tod geschickt worden. Ist das richtig?

Höß: Jawohl.

Kauffmann: Ist es richtig, dass Sie selbst keine genauen Aufzeichnungen über die Zahl dieser Opfer haben, weil Ihnen diese Aufzeichnungen verboten waren?

Höß: Das ist so richtig.

Kauffmann: Ist es weiter richtig, dass Ihnen Eichmann erklärte, insgesamt seien in Auschwitz über zwei Millionen jüdische Menschen vernichtet worden?

Höß: Ja wohl.

Kauffmann: Männer, Frauen und Kinder?

Höß: Ja.

 

(Stenogramm des Nürnberger Prozesses)

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Rudolf Höß war kein Sadist im Unterschied zum Lagerkommandanten von Buchenwald, Karl Otto Koch, der einen gefangenen Polen enthaupten und daraus Briefbeschwerer machen ließ. Die Taten von Koch schockierten selbst die SS-Führung, Anfang 1945 wurde der ehemalige Lagerkommandant verurteilt und hingerichtet. Seine Frau – die „Hexe von Buchenwald“ Ilsa Koch - erhängte sich 1967 im Gefängnis.

Höß konnte auch nicht mehr dem Dachau-Kommandant Hilmar Wäckerle verglichen werden, der die Gefangenen persönlich quälte und Morde von Gefangenen an anderen organisierte (das war bereits 1933), weshalb er entlassen und vor Gericht gestellt wurde.

Höß fand keinen Gefallen daran, selbst zu töten. Nur tat dies aus berufliche Pflicht. Er schrieb in seiner Autobiografie:

"Einmal waren zwei kleine Kinder so in ihr Spiel vertieft, dass sie sich absolut nicht von ihrer Mutter davon wegreißen lassen wollten. (...) Den um Erbarmen flehenden Blick der Mutter, die bestimmt wusste, was geschieht, werde ich nie vergessen. Die in der (Gas-)Kammer wurden schon unruhig – ich musste handeln. Alles sah auf mich – ich gab dem diensthabenden Unterführer einen Wink, und er nahm die sich sträubenden Kinder auf die Arme und brachte sie mit der herzzerbrechend weinenden Mutter in die Kammer. Ich wäre am liebsten vor Mitleid von der Bildfläche verschwunden – aber ich durfte nicht die geringste Rührung zeigen. Ich musste alle Vorgänge mitansehen. Ich musste, ob Tag oder Nacht, beim Heranschaffen, beim Verbrennen der Leichen zusehen, musste das Zahnausbrechen, das Haarabschneiden, all das Grausige stundenlang mitansehen. Ich musste selbst bei der grausigen, unheimlichen Gestank verbreitenden Ausgrabung der Massengräber und dem Verbrennen stundenlang dabeistehen. Ich musste auch durch das Guckloch des Gasraumes den Tod selbst ansehen, weil die Ärzte mich darauf aufmerksam machten. Ich musste dies alles tun – weil ich derjenige war, auf den alle sahen, weil ich allen zeigen mußte, daß ich nicht nur die Befehle erteilte, die Anordnungen traf sondern auch bereit war, selbst überall dabei zu sein , wie ich es von den von mir dazu Kommandierten verlangen musste."

Doch seinen ersten Mord beging der 23-jährige Höß mit viel Elan. 1923 tötete Höß unter indirekter Beteiligung Martin Bormanns Walter Kadow, der wegen Spionage für die Kommunisten verdächtigt worden war. Kadow wurde in den Wald gebracht, fast zu Tode geprügelt, in den Hals geschnitten und mit einer Pistole erschossen. Rudolf Höß gestand dieses Verbrechen voller Stolz und wurde zu vier Jahren Haft verurteilt. Er hatte niemals Zweifel daran, dass er damals in der Nacht im Wald alles richtig gemacht hatte.

Höß empfand keinen Hass auf seine Untergeordneten wie der zweite Dachau-Kommandant Theodor Eicke. Laut Höß brachte er in seinen Zöglingen – Wächtern und künftigen Kommandanten – gezielt animalischen Hass auf die Feinde des Dritten Reichs bei.

Ihm sei klar gewesen, dass er für den Dienst ungeeignet sei, weil er mit den Regeln im KZ-Lager, die Eicke durchsetzte, nicht einverstanden war, erinnerte sich Höß an seine Zeit in Dachau als Wächter. Er sei zu eng mit den Gefangenen verbunden gewesen, weil er zu lange ihr Leben lebte. Man hätte zu Eicke bzw. SS-Reichsführer Heinrich Himmer gehen und sagen müssen, dass er für den Dienst ungeeignet sei, weil er zu viel Mitgefühl mit den Gefangenen habe. Er habe aber nicht den Mut dazu gehabt, so Höß.

Kurz nach Dachau und Sachsenhausen, wo sie wieder zusammen arbeiteten, gründete Eicke aus ehemaligen Wächtern die Division „Totenkopf“. 1943 kam er bei Charkow ums Leben. Höß begab sich zum Bau des Lagers in Auschwitz, wo er sogar Lieblinge unter den Gefangenen hatte.

Viele Soldaten, die mehrmals verwundet waren, die Urlaub bekamen und hohe Auszeichnungen hatten, wurden festgenommen, weil ihre Väter bzw. Mütter, Großväter Zigeuner oder Halb-Zigeuner waren, empörte sich der Auschwitz-Kommandant. Unter ihnen gab es sogar ein altes Parteimitglied und auch eine Studentin, Leiterin des deutschen Frauenvereins in Berlin. Als im Juli 1942 Himmler zu Besuch war, zeigte er ihm ausführlich das Zigeuner-Lager. Er besichtigte alles ganz genau, sah überfüllte Baracken, mangelnde Hygienebedingungen, überfüllte Lazarette… Diese erschöpften Kinderkörper mit riesigen Löchern in den Wangen… Er schaute sich alles sehr aufmerksam an und ließ sie töten, sobald von ihnen wie bei den Juden Arbeitsfähige ausgewählt wurden… Im August 1944 waren es noch rund 4000 Zigeuner, die in die Gaskammer geschickt werden mussten… Es war nicht einfach, sie in die Kammer zu bringen… Denn sie waren leichtgläubig wie Kinder, so Höß.

Sie waren wie Kinder, spielten gerne, sogar während der Arbeit, zu der sie keinen ernsthaften Bezug hatten. Selbst schlimme Dinge nahmen sie nicht zu Herzen… Als man in ihre Baracke ging, gingen sie sofort aus der Baracke, spielten ihre Instrumente, Kinder tanzten.. Obwohl er wegen ihnen in Auschwitz viele Probleme hatte, waren sie seine Lieblingshäftlinge, wenn man das so überhaupt sagen darf, so Höß.

Rudolf Höß war nicht absolut gewissenlos wie sein Lehrling – der künftige Kommandant von Auschwitz und Bergen-Belsen, Josef Kramer. Als Kramer die Leitung von Bergen-Belsen übernahm, verwandelte sich das Lager in eine grausame Hölle – die meisten Gefangenen dieses Lagers starben am Ende des Krieges an Epidemien und Hunger. Doch vor Gericht bekannte sich Kramer im Unterschied zu Höß für unschuldig, machte seine Führung für alles verantwortlich und bat um Begnadigung. Er wurde im Dezember 1945 hingerichtet.

Rudolf Höß wollte in seiner Autobiografie davon überzeugen, dass er ein Gewissen hat. Die Gewissensbisse spürte er selbst, als er Juden tötete – als echter Antisemit und disziplinierter Vollstrecker. Hier sind seine Ansichten zur „jüdischen Frage“:

Er lehnte immer die antisemitische Wochenzeitschrift „Der Stürmer“ wegen ihrer abscheulichen Inhalts, der auf die niedrigsten Instinkte gerichtet war, ab. Dazu gehört auch die Vortreibung der Sexualität, die oft pornografisch war. Diese Zeitung brachte viel Übel, sie förderte nicht den Antisemitismus, sondern schadete ihm, so Höß. Er persönlich empfand keinen Hass auf Juden, obwohl sie die Feinde des Staates gewesen seien. Sie waren für ihn genauso Häftlinge wie alle anderen und man sollte sie gleichermaßen behandeln. Darin machte er nie Unterschiede. Hassgefühl sei für ihn nicht typisch gewesen, so Höß.

Der US-amerikanische Militärpsychologe Gustave Gilbert, der mit Höß im Nürnberger Gefängnis Kontakte hatte, hielt wenig von den Gemütsbewegungen des früheren Auschwitz-Kommandanten. „Höß zeigt ein verspätetes Interesse für die Schrecklichkeit seines Verbrechens“, schrieb er in seinem Tagebuch. „Aber es entsteht der Eindruck, dass er selbst daran nie denken würde, wenn man ihn darüber nicht fragen würde. Da gibt es viel zu viel Apathie, damit sich seine Reue spüren ließe.“

Selbst wenn Höß über die Leiden seiner Opfer erzählte, stand er selbst – und seine geistigen Qualen – im Mittelpunkt der Erzählung.

„Es passierte manchmal, dass Frauen beim Ausziehen plötzlich begannen zu schreien, sich die Haare auszureißen und zu spinnen. Sie wurden schnell ausgeführt und draußen schnell mit dem Schuss in den Nacken aus einem Kleinkalibergewehr getötet. (…) Ich musste irgendwann eine Szene erleben, als eine Frau aus den sich schließenden Türen ihre Kinder ausstoßen wollte und weinend schrie: ‚Lasst wenigstens meine lieben Kinder am Leben!‘ (…) Wegen der ungewöhnlichen Umgebung weinten kleine Kinder bei Ausziehen, aber ihre Müttern oder jemand aus dem Sonderkommando beruhigten sie, und die Kinder gingen mit Spielzeugen in der Hand und einander hänselnd in die Kammer. (…)

Solche herzzerreißenden Szenen, die keinen Anwesenden in Ruhe ließen, gab es jede Menge. Im Frühjahr 1942 sind Hunderte von Menschen, die überhaupt keine schlechten Vorgefühle hatten, unter den blühenden Fruchtbäumen eines Bauernhofs, um in der Gaskammer zu sterben. Dieses Bild der Blüte und des Weggangs ins Nichtsein steht mir auch jetzt vor den Augen. (…) Alle Leute, die mit dieser furchtbaren ‚Arbeit‘, mit diesem ‚Dienst‘ etwas zu tun hatten, und auch ich selbst – wir mussten angesichts dessen viel darüber nachdenken – es hinterließ in unseren Seelen tiefe Spuren. (…) In ihren vertrauensvollen Erzählungen hörte ich immer Fragen: ‚Muss denn das wirklich sein, was wir tun? Müssen wir tatsächlich Hunderttausende Frauen und Kinder töten?‘ Auch ich fragte mich das immer wieder, und musste mich immer auf die Befehle des Führers berufen und sie damit trösten. (…) In Auschwitz hatte ich tatsächlich nie den Anlass für Langeweile. Wenn mich irgendwas in Verlegenheit brachte, konnte ich nicht nach Hause, zu meiner Familie gehen. Dann setzte ich mich auf ein Pferd und ritt, um die schrecklichen Bilder loszuwerden. Oft kam ich in der Nacht in den Pferdestall und fand dort, unter meinen Lieblingen, meine Ruhe.“

Trotz der furchtbaren Kennzahlen der „Effizienz“ Höß‘ galt nicht er als grausamster Auschwitz-Kommandant – das war der letzte KZ-Chef Richard Baer, unter dem die ohnehin schreckliche Lage der Häftlinge noch schlimmer wurde. (Nach dem Krieg konnte sich Baer für 15 Jahre unweit von Hamburg verstecken, wurde aber irgendwann erkannt und verhaftet. Bald darauf starb er plötzlich im Gefängnis.)

Aber auch als „guter“ Kommandant galt ein anderer Kommandant, und zwar Höß‘ Nachfolger Arthur Liebehenschel. Warum? Natürlich befasste er sich mit der „Lösung der Judenfrage“ genauso „enthusiastisch“, wie sein Vorgänger. Aber er belohnte nicht mehr die Verbrecher unter den Häftlingen, die die „politischen Häftlinge“ schikanierten. Er setzte der Tradition ein Ende,  unfähige Häftlinge vor der berüchtigten „schwarzen Mauer“ zu erschießen. Er verfügte, die „Stehkammern“ abzureißen, wo die Häftlinge der „Stehfolter“ ausgesetzt wurden. Es gab auch einige andere höllischen Erfindungen seines sentimentalen Vorgängers Höß, auf die Liebehenschel verzichtete. Liebehenschel wurde 1948 in Krakau aufgehängt.

Allerdings gab es unter den „Kollegen“ Rudolf Höß‘ einen Mann, der ihm ebenbürtig war, auch wenn sie dienstlich nie miteinander verbunden waren. Das war der langjährige Kommandant des KZ Mauthausen, Franz Ziereis.

Als er, genauso wie Höß, in die amerikanische Gefangenschaft geriet, räumte er seine Schuld ein. Allerdings wollte er nicht aufgehängt werden und wurde im Mai 1945 bei einem Fluchtversuch erschossen.

 

Die beiden, Höß und Ziereis, standen an der Spitze der zwei größten KZ-Lager. Die beiden erfüllten fraglos alle möglichen Befehle Himmlers: Sie sortierten die Häftlinge aus, töteten sie, legitimierten diverse medizinische Experimente. Und sie waren effiziente Verwalter. Mauthausen war ein großer Lagerkomplex mit großen Produktionskapazitäten. Ziereis war dermaßen erfolgreich, dass es ihm gelang, nicht nur KZ-Kommandant zu sein, sondern auch gleichzeitig zwei wirtschaftlich relevante Posten zu bekleiden. Unter anderem leitete er das berühmt berüchtigte Granit-Tagebauwerk von Mauthausen.

Genauso wie Rudolf Höß, engagierte er sich sehr für Wirtschaftsfragen – wenn er nicht den Holocaust betrieb. Denn der Reichsführer hatte ihn beauftragt, das KZ-Lager von null auf einzurichten. Und diese Aufgabe hat Höß „glänzend“ erfüllt.

„Die Inspekteure (…) fragten mich immer wieder, wann das Lager große Mengen von Häftlingen aufnehmen könnte. Und ich wusste noch nicht einmal, wo ich wenigstens 100 Meter Stacheldraht finden könnte“, beklagte sich Höß. „In einem Pionierbetrieb in Gleiwitz lagen ganze Berge von Stacheldraht herum. Aber ich konnte dort nichts bekommen, denn zunächst war noch entsprechender Order vom Stab der Pioniertruppen in Berlin erforderlich. Für die KZ-Inspektion spielte das alles keine Rolle. Deshalb musste ich den Stacheldraht, den ich dringend brauchte, einfach stehlen. Überall, wo ich Reste von Feldbefestigungen fand, ließ ich sie abmontieren und die Bunker auseinandernehmen, um Armierungseisen zu beschaffen. Überall, wo ich Baustoffe für Lagereinrichtungen fand, ließ ich sie mitnehmen, ohne nachzudenken, wem sie gehören könnten.“

Die beiden Kommandanten wussten das tödliche „Zyklon B“-Gas hoch zu schätzen. Ziereis bestand erfolgreich darauf, dass sein Lager mit diesem Giftstoff, der als Mangelware galt, regelmäßig versorgt wurde, und beteiligte sich sogar höchstpersönlich an der Füllung des Gasgeräts in der Gaskammer mit „Zyklon B“. Aber in diesem Aspekt war Höß an der Spitze. Ausgerechnet er erfand „Zyklon“ als Vernichtungswaffe. Der Kommandant des KZ Auschwitz beschrieb, welch eine positive Rolle dieses Gas für sein Leben und seinen Job hatte.

„Die Russen hatten sich im Vorraum ausziehen und gingen dann ganz ruhig in die Leichenhalle, denn man hatte ihnen gesagt, man würde sie von Läusen befreien“, erzählte der Mann, der zweieinhalb Millionen Menschen töten ließ. „Die Türen gingen zu, und das Gas wurde durch alle Löcher hineingeschüttet.  Wie lange der Mord dauerte, weiß ich nicht. Aber eine lange Zeit ließ sich noch der Lärm hören. Beim Einschütten des Gases schrien manche: ‚Gas!‘, es wurde sehr laut, und man versuchte, die Türen auszuschlagen – aber sie waren stark genug.

Erst einige Stunden später öffnete man die Türen wieder, und der Raum wurde gelüftet. Dann habe ich zum ersten Mal die große Menge von mit Gas vergifteten Menschen gesehen. Ich hatte ein schlechtes Gefühl, ich war sogar erschrocken, obwohl ich mir Gasvergiftung noch schlimmer vorgestellt hatte. (…) Über die Tötung von russischen Kriegsgefangenen dachte ich damals nicht. Ich bekam den Befehl und musste diesen erfüllen. Ich muss zugeben, dass mich diese Gasvergiftung etwas beruhigt hat, denn es stand die Massenvernichtung der Juden bevor, doch weder Eichmann noch ich hatten eine Ahnung, wie eine solche große Zahl von Menschen getötet werden könnte. Wohl mit Gas, aber wie könnte es eingesetzt werden? Und welches Gas? Aber jetzt haben wir sowohl das Gas als Tötungsmittel entdeckt.

Ich hatte immer Angst vor Erschießungen, wenn ich über Massen, über Frauen und Kinder nachdachte. Ich hatte schon viele Befehle zu Exekutionen, zu Massenerschießungen abgegeben, die von RFSS oder vom RSHA ausgingen. Aber jetzt habe ich mich beruhigt: Wir alle werden es nicht mit Blutbädern zu tun haben, und auch die Opfer werden bis zum letzten Moment  schonend behandelt.“

Rudolf Höß versuchte, sich auf einem Bauernhof unweit von Flensburg zu verstecken. Allerdings wurde er von der britischen Militärpolizei ausfindig gemacht und gefasst. Er trat als Zeuge im Rahmen des großen und eines der kleinen Nürnberger Prozesse. Am 23. Mai 1946 wurde er der polnischen Regierung überlassen und am 2. April vom Obersten  Tribunal Polens zur Todesstrafe verurteilt. Kurz vor seinem Tod schickte Höß einen Brief an den Staatsanwalt, in dem er seine Schuld einräumte und sich bei dem polnischen Volk entschuldigte. Am 16. April wurde Rudolf Höß aufgehängt – ausgerechnet auf dem Platz vor dem Krematorium des ehemaligen KZ-Lagers Auschwitz.

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„Amen (Oberst John Amen, US-Ankläger): ‚Eine andere Vervollkommnung, die wir im Vergleich zum Lager in Treblinka getätigt haben, bestand darin, dass wir eine Gaskammer gebaut haben, die für 2000 Menschen auf einmal bestimmt war, während es in Treblinka zehn Gaskammern gab, die für je 200 Menschen bestimmt waren. (…) Kleine Kinder wurden alle vernichtet, denn sie konnten nicht arbeiten. (…) Frauen versuchten oft, ihre Kinder unter der Kleidung zu verstecken, aber wenn wir sie entdeckten, schickten wir sie natürlich in die Vernichtungskammern. Wir hatten den Befehl, all diese Vernichtung heimlich zu tätigen, aber der furchtbare Gestank wegen der ständigen Verbrennung der Leichen füllte das ganze Territorium, und alle Einwohner der naheliegenden Dörfer wussten, dass in Auschwitz Menschen vernichtet wurden‘. Sagen Sie, Augenzeuge, stimmt das? Entspricht das der Wahrheit? Höß: Ja.“

(Stenogramm des Nürnberger Prozesses)

 

 

Quellen:

Alexander Swjaginzew. „Der wichtigste Prozess für die Menschheit“

„Der Auschwitz-Kommandant“. Autobiografische Notizen Rudolf Höß‘

Gustave Gilbert „Nürnberger Tagebuch“