Josif Orbeli:
„Die Bomben- und Artillerieangriffe dauerten monatelang. Auf die Eremitage sind zwei Bomben und etwa 30 Artilleriegeschosse gefallen, wobei die Geschosse das Gebäude stark beschädigt und die Bomben das Kanalisations- und Wasserleitungssystem der Eremitage zerstört haben.
Als ich die Zerstörung der Eremitage beobachtete, sah ich auch die Gebäude der Akademie der Wissenschaften am anderen Ufer, und zwar das Museum für Anthropologie und Ethnographie, das Zoologische Museum und das nebenan liegende Marinemuseum im Haus der früheren Börse. All diese Gebäude wurden intensiv mit Brandmunition beschossen, und die Folgen davon sah ich aus den Fenstern des Winterpalastes.
Die Eremitage selbst wurde mit Artilleriegeschossen stark beschädigt – die wichtigsten Schäden nenne ich gleich. Von einem Geschoss wurde die Säulenhalle des Hauptgebäudes der Eremitage zerstört – seitens der Millionnaja-Straße. Zudem wurde die ‚Atlanten‘-Skulpturen beschädigt.
Ein anderes Geschoss durchbrach die Decke eines der schmuckvollsten Säle des Winterpalastes, und der Saal wurde stark beschädigt. ( ) Zwei Geschosse trafen die 132. frühere Garage des Winterpalastes, wo früher Paradekutschen aus dem 17. und 18. Jahrhundert geparkt waren. Eines dieser Geschosse zerstörte vier Kutschen aus dem 18. Jahrhundert und eine vergoldete Paradekutsche aus dem 19. Jahrhundert. Ein weiteres Geschoss durchbrach die Decke des Münzkundensaals und des Säulensaals des Hauptgebäudes der Eremitage. Zudem wurde der Balkon dieses Saals zerstört.
Gleichzeitig ist auch auf die Filiale der Eremitage in der Soljanoj-Gasse, das frühere Stieglitz-Museum, eine Bombe gefallen, die das Gebäude sehr stark beschädigte. Es war total kaputt. Auch ein beträchtlicher Teil der Exponate, die in diesem Raum aufbewahrt wurden, wurde beschädigt.
(…) Ich habe den Zustand der Denkmäler in Peterhof, im Zarendorf und in Pawlowsk gründlich analysiert – und in allen drei Städten sah ich Spuren der schrecklichen ‚Attentate‘ gegen diese Denkmäler. Die Schäden, die ich sah – und es fällt mir schwer aufzuzählen, weil es so viele gab –, alle diese 133 Schäden wurden vorsätzlich zugefügt.“
Der Rechtsanwalt des Generalstabs und des Oberkommandos der Wehrmacht, Hans Laternser, und der Anwalt Fritz Sauckels, Robert Servatius, versuchten den Zeugen auf die Idee zu bringen, dass die Luftwaffe nicht die Museen, sondern Militärobjekte und Brücken mit Bomben beworfen hätte.
Laternser: „Könnten Sie sagen, ob es unweit der Eremitage und des Winterpalastes Rüstungsbetriebe gab?“
Orbeli: „Meines Wissens gab es in der Umgebung der Eremitage keine Rüstungsbetriebe. Wenn mit der Frage das Gebäude des Hauptstabs gemeint ist, also das auf der anderen Seite des Palastplatzes, so wurde es bei den Angriffen weniger getroffen als der Winterpalast. Das Gebäude des Hauptstabs, das auf der anderen Seite des Palastplatzes liegt, wurde meines Wissens nur von zwei Geschossen getroffen.“
Laternser: „Vielleicht lagen unweit dieser Gebäude Artilleriebatterien?“
Orbeli: „Auf dem ganzen Platz vor der Eremitage und dem Winterpalast gab es keine einzige Artilleriebatterie, denn es waren von Anfang an Maßnahmen dafür ergriffen worden, damit es in der Umgebung dieser Häuser, wo viele wertvolle Museumsexponate gelagert werden, keine Erschütterungen gibt (…).“
Servatius: „Kennen Sie sich auf irgendeine Weise in der Artillerie aus, so dass Sie schlussfolgern können, dass die Angriffe gegen den Palast und nicht gegen irgendeine Brücke gerichtet waren?“
Orbeli: „Ich war nie Artillerist, denke aber, dass wenn die deutsche Artillerie eine Brücke beschießt, sie nicht nur ein Geschoss gegen die Brücke und 30 Geschosse gegen den Palast auf der anderen Seite richten kann. In diesem Rahmen bin ich schon Artillerist.“
Servatius: „Sie haben keine artilleristische Meinung. Ich habe eine andere Frage: Wurde die Newa von der Flotte genutzt? Wie weit vom Winterpalast entfernt befanden sich die Schiffe der Seestreitkräfte?“
Orbeli: „In diesem Teil der Newa gab es keine Kriegsschiffe, die Feuer abgeben oder einen ähnlichen Dienst leisten könnten. Die Schiffe auf der Newa waren in einem anderen Teil des Flusses, weit weg vom Winterpalast.“