Lída Baarová
Tschechische Schauspielerin, deutscher Filmstar, Liebhaberin des Propagandaministers Joseph Goebbels. 1934 zog sie auf Einladung des Filmstudios Ufa nach Deutschland, wo sie Hitler vorgestellt wurde und ihn sehr beeindruckte, und zwar weil sie seiner ums Leben gekommenen Geliebten Angelika Rauball sehr ähnlich aussah. Baarová besuchte den Führer oft in seiner Reichskanzlei, wo die beiden unter vier Augen Tee tranken. Sie wurde zum großen Star nach ihrer Rolle im Streifen „Barcarole“ (1935). Das Filmstudio MGM in Hollywood bot Baarová einen siebenjährigen Vertrag an, doch sie lehnte diesen ab. Später behauptete sie, sie hätte noch berühmter als Marlene Dietrich werden können. Goebbels, der im Nachbarhaus wohnte, umwarb sie aktiv, und irgendwann gab sie nach. (Magda Goebbels soll ihr einen „Kompromiss“ vorgeschlagen haben, indem die beiden „Joseph teilen“ würden.) Ihr Roman fand ein Ende, als Hitler auf Magdas Betreiben sein Machtwort sagte. Goebbels reichte das Rücktrittsgesuch ein, wollte sich von Magda scheiden lassen und mit Baarová ins Ausland fliehen. Hitler lehnte sein Rücktrittsgesuch ab und verbot ihm, sich mit seiner Geliebten zu sehen. Sein Propagandachef reagierte darauf mit einem Selbstmordversuch am 15. Oktober 1938. Baarová wurde verboten, neue Filme zu drehen, und ihre früheren Filme wurden nicht mehr in Kinos gezeigt. 1941 zog Baarová nach Italien und nach dessen Besatzung durch die US-Truppen nach Prag. Im April 1945 wurde sie von den Amerikanern festgenommen. Statt der Hinrichtung für Kollaboration mit den Nazis wurde sie zu einer Haftstrafe verurteilt: Es war ihr gelungen, vor Gericht zu beweisen, dass sie in deutschen Filmen noch vor dem Zweiten Weltkrieg gespielt hatte. Während des Strafprozesses gegen Lída Baarová hat ihre jüngere Schwester sich das Leben genommen. Lída wurde von einem Bewunderer befreit, der einen Verwandten in der tschechoslowakischen Nachkriegsregierung hatte und der mit ihr nach Österreich geflüchtet ist. Die letzten 20 Jahre verbrachte Lída Baarová in der Vergessenheit und Elend in Salzburg. 1995 veröffentlichte sie ihre Erinnerungen unter dem Titel „Die süße Bitterkeit meines Lebens“. In diesem Buch erzählte sie über die Elite des Dritten Reiches und gab zu, den Roman mit Goebbels gehabt zu haben, den sie ihr ganzes Leben lang bestritten hatte.
Leni Riefenstahl